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Bildhauer und übernahm die Ausmalung der Dieboldskapelle zu St. Leonhard so gut wie die Anfertigung des „Corpus“ des Hochaltars zu Predigern ferner der Ulmer Martin Lebzelter, der 1512 die Überwölbung des Chors zu St. Leonhard in Holz ausführte; nicht mit ihm zu verwechseln ist Martin Hoffmann aus Stolberg, der Meister der Prophetenbilder im Großratssaale 1521. Überhaupt zeigt uns bei dieser Gelegenheit der Rathausbau die talentvollsten Vertreter aller Gewerbe und Künste in dem knappen Raum weniger Jahre und des einen Bauunternehmens zusammengedrängt: neben den Holzschnitzern Lebzelter und Hoffmann den Steinbildhauer Hans Dur (Thurner) mit den Statuen des Uhrgehäuses und dem Wäppner; die in den Ratssälen arbeitenden Bildschneider und Tischmacher Jacob Steiner, Jos Mercker, Michel Dietrich, Hans Stolzenberg; den Kupferschmied Martin Beringer, den Ziegler Stefan Has, den Goldschmied Georg Schweiger, die Maler Hans Dyg und Caspar Koch und einsam über diesen Vielen Hans Holbein. Dann mag an Hans Menzinger erinnert werden, dem vergönnt war, durch Anfertigung des Grabdenkmals für Erasmus auch dem eigenen Namen Glanz zu geben.

Auf besondere Weise treibt sich in den 1450er Jahren neben diesen kunstfertigen und tätigen Männern der oft genannte Herman Krieg einher, ein Bildschnitzer, der auf der Wanderschaft bis nach Avignon Orleans und Paris gekommen ist und einen Domherrn zu Utrecht seinen Bruder nennt; jetzt wohnt er bald in Basel, wo er Bürger ist, bald in Binningen, bald in Straßburg. Von seiner Kunst vernehmen wir Nichts, sondern nur von seiner Ausgelassenheit und seinen Lästerreden über den Lohnherrn Sattler u. A. Er schmuggelt einmal ein Weib in einer Kiste verschlossen durch die Stadt; wiederholt wird er seines übeln Wesens wegen bestraft, die Zunft verbietet ihm ihr Haus; wie er aus der Haft entlassen worden ist, macht er sich davon und greift zum üblichen Mittel der Bedrohung seiner Heimat mit fremden Gerichten.

Zu den Bildhauern gehören die Tischmacher. Denn auch diese „machen Bild und Tafeln und was zum Bildhauerhandwerk gehört“, ebenso „haben die Bildhauer immer Tischmacherarbeit gemacht; beide Handwerke sind für ein Handwerk gerechnet“. Wie die Menge der Schnitzer, so ist auch die der Tischmacher in dieser letzten Zeit erstaunlich. Neben die im Rathause Arbeitenden treten zwei berühmte Verfertiger von geschnitzten Holzdecken: Ulrich Bruder, der 1497 im Beinhause zu Sursee, 1504 in der Kirche zu Muttenz solche Decken erstellte und dem wir auch das Chorgestühl zu St. Peter von 1494 und das Laiengestühl ebendaselbst von 1518 verdanken;

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 459. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/480&oldid=- (Version vom 10.11.2016)