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erst annahm, als der Kampf ausbrach, hatte er sich um die Einzelheit des Safrans schon früher bekümmert.

Neben andern Spezereien mochte der würzige goldne staubweiche Safran als das delikateste Produkt gelten; daß diese edle, des Südens gewohnte Pflanze hier am Rheine heimisch werden konnte, erhebt die wenigen Jahre ihrer Kultur in Basel zu einer anmutigen Episode.

Um das Jahr 1420 war hier „ein Lauf auferstanden, der so Gottwill nützlich sein wird, daß nämlich viele Leute, edle und unedle, in unserer Stadt angefangen haben Safran zu setzen“. Allenthalben im Stadtbann, wo sonnige Flächen waren, entstanden Safranäcker, und nicht lange dauerte es, so ließ sich der Rat vernehmen. Er gebot sorgfältiges Sammeln des Staubes aus den Blüten, warnte vor Verfälschung durch Tränken mit Öl u. dgl., setzte eine Schaubehörde ein, stellte für den Engroshandel eine Wage ins Kaufhaus. Es war eine in der Gewürzkrämerei sonst nicht gewohnte öffentliche Fürsorge, hier veranlaßt durch das spontane und sofort ergebnisreiche Auftreten eines neuen Gewerbes, dessen Wesen im fernen Lande durch Basler Handelsleute beobachtet und zu Hause geschildert worden sein mochte. Man versprach sich viel davon, und in der Tat brachten die ersten Jahre ein außerordentliches Gedeihen; bei der Kostbarkeit des Produktes ergab sich die gewinnbringendste Bodennutzung, um so mehr, da neben dem lokalen Bedarf ein Export möglich wurde, der sich in kurzer Zeit verfünffachte. Die Ausfuhr von Samen dagegen wurde verboten, um die Kultur hier zu fesseln und in der Nachbarschaft nicht aufkommen zu lassen. Auch von der strengen Bestrafung der Fälscher vernehmen wir; und wie abträglich der Artikel sein konnte, zeigt das große internationale Safrangeschäft, zudem sich die Basler Gesellschaft Halbisen & Co. 1438 mit einer Gesellschaft von Barcelona verband, wobei es sich freilich wohl nur zum kleinsten Teil um hiesigen Safran handelte.

Aber der Flor dieser Basler Safrankultur war von merkwürdig kurzer Dauer. Ohne Zweifel hatten bei ihrem raschen Emporkommen Mode und Geschmack mitgewirkt, die auch wieder rasch vergingen; vielleicht lähmte auch der Ausfuhrzoll von 1429 die Produktion. Von den 1430er Jahren an sehen wir das Gewerbe schwinden; der Export hörte allmählich auf; was noch hier an Safranbau blieb, genügte dem Ortsbedarfe.


Bei der Unentbehrlichkeit des Lebensmittels Salz war das Fehlen jeder eigenen Produktion, das Angewiesensein auf die Einfuhr in jenen Jahrhunderten der Fehden und der Transportschwierigkeiten eine ernste Sache.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 452. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/473&oldid=- (Version vom 10.11.2016)