Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 2,1.pdf/450

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Namentlich aber kommen in Betracht Vorratsbildung und Fruchthandel, beide durch die Obrigkeit betrieben.

Städtische Kornmagazine begegnen uns schon im XIV. Jahrhundert; doch lagerten in ihnen wohl nur die Gefälle, und zur außerordentlichen Getreidebeschaffung griff man jeweilen erst in der Zeit der Not selbst. Hierin schuf das Jahr 1439 Wandel, ein durch Häufung der schwersten Drangsal ausgezeichnetes Jahr. Daß in der Hungersnot, die es brachte, Nachbarn und alte Freunde ihre Hilfe versagten, wurde amtlich aufgezeichnet und von da an durch feierliche Verlesung bei der Ratsbeeidigung jährlich wieder ins Gedächtnis gerufen. Unvergeßlich und unverzeihlich sollte sein, was Basel damals erfahren; sichtbares Denkmal dieser Zeit aber wurde die in ihr geschaffene öffentliche Fruchtversorgung.

Der Rat baute ein gewaltiges Kornhaus am Petersplatz, im Areal des Werkhofs. Hundert Eichbäume von Säckingen, einige Hundert mächtiger Schwarzwaldtannen wurden nach Basel geliefert; im Frühjahr 1440 war der Bau vollendet; die Maler Konrad und Lawelin schmückten ihn mit Bildern. In diesem Hause geschah nun die städtische Kornverwaltung, mit Empfang der Gefälle, Einkauf von Getreide, Erneuerung der Vorräte; das aus dem Verkaufe gelöste Geld wurde stets wieder zum Ankauf neuer Frucht verwendet, so daß der Rat im Stande war, bei Teurungszeiten auszuhelfen. Eine Rüstung von langer Hand, die jede Überraschung und Not künftig unmöglich machen sollte. Dem entsprach, daß sie wuchs, sich ausdehnte. 1468 wurde ein zweiter städtischer Speicher gebaut, an der Rheinhalde beim Augustinerbrunnen; außerdem hatte der Rat noch die Kornschütte des Diebold zur Strolen an den Steinen gemietet und mit Getreide gefüllt.

Der Großartigkeit dieses Betriebes stellen wir die dürftigen Anfänge gegenüber, da die Stadt als solche in Kriegs- und Teurungszeiten Nichts tat, sondern die Einwohnerschaft selbst zur Vorratsbildung herangezogen wurde. So 1409, 1419, 1420, jeweilen durch Vermittlung der Zunftvorstände. Später begnügte sich in sorglichen Zeiten der Rat damit, die in den Privat- und Zunfthäusern liegenden Kornvorräte aufnehmen zu lassen.

Aber nicht allein als Bedarfsdeckung hatte diese städtische Kornhausverwaltung ihre Wichtigkeit. Sie diente auch dazu, der privaten Spekulation eine Konkurrenz zu bieten, sie zu regeln. Denn wir stoßen durchweg auf Spuren solchen privaten Getreidehandels. Die diesem geltende Gesetzgebung war gleichfalls geleitet durch die Rücksicht auf die Getreidearmut Basels; um nicht die unentbehrliche Einfuhr durch Händler preiszugeben, mußte ihnen der Rat im Allgemeinen eine gewisse Freiheit des Verkehrs

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 429. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/450&oldid=- (Version vom 10.11.2016)