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und protestierte heftig, als der Rat in Meßzeiten, da der Kornmarkt zu enge wurde, den Handel mit Kohlen Holz Hafnerware, auch Sattelzeug und Schuhen auf den Münsterplatz wies.

Nicht zu übersehen ist, daß neben diesen ordentlichen Wochenmärkten schon früh auch vereinzelte Jahrmärkte stattfanden: an den Tagen von Mariä Geburt und der Münsterkirchweih auf dem Münsterplatz, am Johannistag für Hafner Drechsler und Krämer in der St. Johannsvorstadt; jene wurden durch Bischof Arnold aufgehoben, diese in den 1490er Jahren auf die beiden Tage vor und nach Johannis verlegt. Auch das ist von Belang, daß die Stadt jahrelang für Abhaltung des Musmarktes den Hof des Schmiedenzunfthauses mietete.

Wir versuchen, die Frische und Mannigfaltigkeit dieses ganzen Bildes, vor Allem des Treibens auf dem Hauptmarktplatze beim Rathaus, uns vorzustellen. Zwischen den großen Karren und Weinwagen die Gemüsekörbe, die Berge von Geflügel und Wildpret, die Tische der Lebkücher usw.; ihre festen Plätze haben die Häringhändler über dem Runs, die Kuttler und nach ihnen die Hafner und Kübler beim Halseisen; das Gemenge des heutigen Jahrmarktes ist dort täglicher Marktbrauch, so daß auch Trödler Krämer Kleinhändler Handwerker allenthalben zwischen den Bauern ihre Stände haben. Ganz unverkennbar hat dieser Basler Marktplatz die Geltung eines Sammelplatzes und Stelldicheins für die Bewohner des Oberrheingebietes; daher Basel hier durch öffentlichen Ruf sein Recht des freien Zuges verkündet und bei Kriegsgefahr den Flüchtenden seinen Schirm verheißt, ehedem das oberelsässische Landgericht hier ausgerufen wurde. Kräftig und unbefangen sehen wir auch die Behörde mitten in das Getöse hineinsteigen: die Marktherren, den Gericht haltenden Brotmeister, den Käufler an seinem Ganttische, die Sinn am Brunnen. Wenige Schritte hinter dieser derben Fülle aber lockt die feine und eigenartige Pracht des Fischmarktes, wo dem Flimmern und Aufblitzen des bewegten Wassers und der zuckenden Fischleiber um die zierliche bunte Brunnensäule rings aus zahlreichen Goldschmiedegewölben die Reflexe aller der Geräte und Zieraten funkelnd antworten und dies reiche Spiel von Lichtern zusammengehalten und besänftigt wird durch die Geschlossenheit des Häuserrings, den Teppich der Wandmalereien den ruhigen Klang der ins Becken niederfallenden Strahlen.


Den Übergang der Verkehrsherrschaft, der Marktherrlichkeit von ihrem frühern Inhaber dem Bischof auf den Rat der Stadt zeigen uns die beiden großen Urkunden Bischof Johanns vom März 1373, mit denen er seine

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 408. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/429&oldid=- (Version vom 10.11.2016)