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Diese drei Stuben bildeten die Einheit der Hohen Stube. Aber mit der Zeit, namentlich in Folge der Abnahme des Adels, ward diese Einrichtung zu weiträumig. Am frühesten ging die Stube zur Mücke ein; schon zu Beginn des XV. Jahrhunderts gab nicht sie, sondern die Stube zum Brunnen der gesamten Obern Stube den Namen, und während des Konzils jedenfalls war sie nicht mehr vorhanden. Dann nahm auch die Stube zum Brunnen ein Ende, wahrscheinlich in Folge der Wirren der 1440er Jahre. Von da an ist nur noch vom Seufzen die Rede, der jetzt als Versammlungsort der ganzen Hohen Stube diente und unter dessen Namen diese insgesamt begriffen wurde, was nicht hinderte, die alte und für die Ratsverfassung wichtige Unterscheidung der Obern und der Niedern Stube auch jetzt noch beizubehalten.

Mit dem Untergang der einzelnen Stuben schlossen sich aber ihre Häuser und Gesellschaftssäle keineswegs, sondern behielten ihren Wert für die Stadt. Sie boten die schönsten Räume, die besten Küchen und Keller, sodaß der Rat seine solennen Mahlzeiten mit Vorliebe in ihnen abhielt und alle Gäste, die vornehm und wählerisch waren, in ihnen bewirtete. Vor Allem das Haus zur Mücke leistete während des Konzils die wichtigsten Dienste als städtisches Kasino, dessen weite Räume für Bankette Bälle Sitzungen Papstwahl gebraucht wurden. Wenige Jahrzehnte später wurde es zum Tuchhaus und Fruchtspeicher der Stadt.

Die Verteilung der Achtbürgergeschlechter auf Obere und Niedere Stube ist gut bezeugt, sehr dürftig diejenige des Adels. Aber das uns Wichtige liegt nicht in dieser Verteilung, sondern in der Zugehörigkeit zur Hohen Stube überhaupt.

Dabei ist vor Allem wieder zu sagen, daß es sich nicht um eine geschlossene Kaste handelt. Wir vergleichen die Gesellschaft der Hohen Stube in den Jahren 1300 und 1450 und sind erstaunt über die Verschiedenheit dieser Listen. Die Adelshäuser Schaler Marschalk Vitztum Mazerel Straßburg Titensheim Uffheim Zerkinden usw. sehen wir dort, aber nicht mehr hier; geblieben sind nur Rotberg Ramstein Münch Reich zu Rhein Eptingen; neu hinzugetreten sind Bärenfels Flachsland. Noch stärker ist der Wechsel bei den Achtbürgergeschlechtern: nur wenige — zur Sonnen Rot Iselin Münzmeister Schönkind — haben diese Spanne überdauert; aber die Arguel Fuchs Relin zum Roten Turm Stetten Schliengen zum Angen zum Rosen Steblin Hall Gundolsdorf Helbling usw. sind vergangen und statt ihrer stehen jetzt da die Murer zum Haupt Walpach Fröwler Sevogel Schilling Laufen Utingen Offenburg Hegenheim Waltenheim usw. So ändert sich

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 381. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/402&oldid=- (Version vom 10.11.2016)