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und dann ununterbrochen, bis ihnen 1498 eine neue „Zielstatt“ auf dem obrigkeitlichen Lande beim Teuchelweiher angewiesen und dort auch in diesen Jahren durch den Rat ein Schützenhaus gebaut wurde. Das war die seitdem gebrauchte „Schützenmatte“.

Ein Schießplatz war auch im Kleinbasler Stadtgraben, und die dortigen Schützen erhielten schon früh wöchentliche Geldspenden des Rates gleich denen Großbasels. Aehnlicher Art waren die Gaben in Schürlitztuch an die Schützen auf der Landschaft.

Bemerkenswert ist vor Allem, in welcher Weise der Rat die Truppe organisierte. Bei den Armbrustschützen war dies schon früh der Fall; wer hier mittun und um die Hosen schießen wollte, mußte sein eigenes Schießzeug haben; die Abhaltung der sonntäglichen Schießübungen war genau geregelt, ebenso die Art des Besuchs auswärtiger Schießen u. dgl.; aber dies Alles ruhte nur auf Herkommen, und eine verbindliche Aufzeichnung geschah erst im August 1466, anläßlich der kurz zuvor, im April, den Büchsenschützen als etwas Neues gegebenen Ordnung. Diese letztere bestimmte, daß jede Zunft und Kleinbasler Gesellschaft ihre Angehörigen nennen solle, die als Büchsenschützen dienen können; der Rat schrieb dann diese in ein Verzeichnis und ließ sie schwören, mit ihrer Kunst der Stadt gehorsam zu sein. Dafür lieh er Jedem eine Büchse und sagte zu, ihnen die Munition für drei Schüsse schenken sowie das Hosengeld gleich den Armbrustschützen geben zu wollen. So sicherte sich der Rat Bestand und Leistungsfähigkeit dieser wichtigen Heeresabteilung, indem er ihr die Formen eines dauernden Verbandes gab und unausgesetzte Übung in der Waffe zur Pflicht machte. Die 1466 gefertigte Liste zeigte sofort einundachtzig Namen, darunter Jacob Sarbach, den Papiermacher Bartholome, Werly Fäsch u. A. Damit auch die Zunftzugehörigkeit dieser Schützen die rasche Verfügung über sie nicht hindern könne, wurde den Zünften befohlen, Keinen der Büchsenschützen mit einem der Ämter in Alarmfällen zu beladen.

Dieser Sorge der Obrigkeit für das Schützenwesen war gemäß, daß schon die Jugend dazu herangezogen wurde. Auch sie hatte ihren Schießrain auf dem Petersplatz. Häufig sind seit dem Ende des XV. Jahrhunderts die Ausgaben der Stadt für das Schießen der Knaben „mit der yben“, für den Besuch der Liestaler Kirchweih durch die „jungen Knaben“; auch ihnen wird weiß und schwarzes Tuch in Fülle gespendet u. dgl. m. Wir werden inne, wie die Bilder waffentragender Jugend, die als Werke jener Zeit uns so heiter und phantastisch begegnen, keineswegs Dichtungen sind.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 312. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/333&oldid=- (Version vom 10.11.2016)