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Von der Organisation ist wenig zu sagen. Wenn man mit dem Banner auszog, stand der Oberbefehl beim jeweiligen alten Bürgermeister, der in früherer Zeit meist zugleich auch Führer der Reiterei war. Über das Fußvolk waren in der Regel zwei Hauptleute geordnet. Zu diesem Stab der „obern Hauptleute“ gehörte auch der Bannerherr mit seinem Vertreter dem Vorvenner. Jede Zunft und Kleinbasler Gesellschaft stand unter zwei Hauptleuten, die ihre Befehle von den obern Hauptleuten empfingen. Außerdem waren mit der Führung bestimmter Teile oder der Besorgung bestimmter Geschäfte betraut die Hauptleute über das Geschütz, die Hauptleute über das Fuhrwesen, die Speismeister oder Lieferherren, zu denen im XVI. Jahrhundert noch traten der Hauptmann und der Venner der Schützen, der Hauptmann über die „so schufel und bickel tragen“ usw. Ferner gehörte zum vollständigen Auszug ein Schreiber des Stabes, ein Feldprediger, der Scharfrichter; das XVI. Jahrhundert fügte den Koch hinzu. Die Kriegssanität wurde besorgt durch die Scherer, die im Haufen der Zunft zum Sternen und Himmel zogen.

Vom Kriegsrate, den die Ordnung der vier Banner 1410 eingeführt hatte, ist schon gesprochen worden. Daß er in der dort verlangten Größe von achtzig Mitgliedern unbrauchbar war, mußte sich bald ergeben; 1476 sehen wir einen Kriegsrat von achtzehn Mitgliedern; 1529 besteht er beim „Banner“ aus den anwesenden Mitgliedern des alten Rates, beim „Fähnlein“ aus drei Miträten. Die Kommandanten waren bei wichtigen Entscheiden (über Weiterziehen oder Umkehren, Belagerung Waffenstillstand u. dgl.) an den Beschluß dieses Kriegsrates gebunden.

Die in früherer Zeit das Fußvolk zuweilen in großer Zahl begleitende Reiterei, aus den Mitgliedern der Hohen Stube und reichen Zunftbürgern sowie Söldnern bestehend, zeigt sich seit Ende des XV. Jahrhunderts nicht mehr. Vom Fußvolke erscheint gelegentlich als ausgesondert der an der Spitze marschierende „Blutharst“. Auch die Schützen bildeten schon frühe eine Gruppe neben den mit Spieß oder Hellebarte bewaffneten Fußgängern; im XVI. Jahrhundert ziehen sie unter ihrem eigenen Schützenfähnlein.

Von besonderer Wichtigkeit waren stets die Geschütze, die Karren und Fuhrwerke, ein überaus großer schwerfälliger Train. Außer Feldgeschützen wurden oft schwere Belagerungsgeschütze und Wurfmaschinen mitgeschleppt; dazu kamen die mit Munition Harnischen Waffen Werkzeug Zelten Proviant usw. beladenen Wagen. Auch diese waren ursprünglich durch die Zünfte zu stellen; in den 1440er Jahren aber wurde Regel, die Klöster zur Lieferung von Wagen und Bespannung anzuhalten; ferner war das Spital dazu verpflichtet;

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/330&oldid=- (Version vom 10.11.2016)