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Handstreichen Streifzügen war Verwendung für solche Leute, die zudem, sobald ein größeres Unternehmen nötig wurde, schon zur Hand waren und die Kerntruppe bildeten, an die sich Neugeworbene anschließen konnten.

Solche Anwerbungen für einzelne Kriege, über die ständige Söldnertruppe hinaus, begegnen uns seit der Mitte des XIV. Jahrhunderts. Bei der Abwehr der Engländer, bei den Kämpfen mit Johann von Vienne, bei den Schlachten des schwäbischen Städtebundes waren stets Söldner Basels tätig. Und so wieder in den vielfachen Unternehmungen der 1420er Jahre, im Sankt Jacoberkrieg, in den zahlreichen Kämpfen der folgenden Jahrzehnte, im ungarischen Reichskrieg. Oft in ansehnlicher Zahl. Freilich vernehmen wir von ihnen nicht viel mehr als die Namen und die Verrechnung der auf sie gehenden Kosten. Sie sind teils Fußknechte teils Reiter. Meist Fremde, oft aus weiter Ferne her verschlagen, Edle und Unadlige, nicht selten dunkle Existenzen. Aber auch einzelne vertraute Gestalten, wohlbekannte Söhne aus den Basler Herren- und Bürgergeschlechtern. Der Eine für sich allein, der Andre als Haupt einer Kompagnie, „mit sinen gesellen“. Allen aber gemeinsam, daß sie ihre Kunst und ihre Kraft der Stadt Basel verkauft haben und nun unter deren Zeichen durchs Land ziehen oder als Besatzungen in den Grenzschlössern liegen, Schlachten durchkämpfen, fechten rauben brennen. In ihren Reihen reiten nun auch die ständigen Söldner des Rates, die sonst bei ihrem gewöhnlichen Dienste keine Figur machen, hier nun aber neues erhöhtes Leben gewinnen.

Zuverlässige Angaben, umfassender Art und für verschiedene Zeitpunkte gleichmäßig gegeben, über die Größe der wehrfähigen Mannschaft fehlen. Wir müssen uns mit vereinzelten Zählungen und Aufstellungen begnügen. So war 1365 Basel bei der elsässischen Rüstung gegen die Engländer zur Stellung von zwölfhundert Gewaffneten und zweihundert Schützen veranschlagt. 1424 zog es mit tausend Mann vor Mühlburg und zu gleicher Zeit mit einem größern Heere, „mit ganzer Macht“, gegen Ludwig von Chalon; diese Stärke war möglich, weil auch die Landschaft aufgeboten war. 1445 betrugen die Kontingente der Zünfte und Kleinbasler Gesellschaften gegen zweitausend Mann, zu welcher Zahl noch hinzukamen die Reisigen der Hohen Stube, die Handwerksknechte, die Söldner, die „Freiheiten“, die Landschaft. Ähnliche Zahlen finden sich aus den Jahren des Kampfes mit Burgund. 1499 schlug der Rat selbst die Landschaft auf mehr als fünfzehnhundert Kriegsknechte an. Und bei allen diesen Zahlen ist daran zu denken, daß nicht die ganze wehrfähige Mannschaft auszog, sondern ein Teil zur Bewachung der Stadt zurückblieb.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 308. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/329&oldid=- (Version vom 10.11.2016)