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vor dem Spital. Also eine Organisation ohne Rücksicht auf die Zünfte, rein topographisch und hiebei Altstadt und Vorstädte zusammengreifend. Anders später.

Zum ersten Mal in der Alarmordnung vom August 1392 wurde bestimmt, daß die in der Altstadt und nicht in den Vorstädten gesessenen Zünftigen auf den Kornmarkt rennen und dort Jeder beim Banner seiner Zunft, dessen Ort das an einem Haus angebrachte Zunftmappen wies, zu stehen habe, bei Feuersnot mit Ausnahme derjenigen, die als Löschmannschaft Dienst taten vor dem Rathause nahmen die neuen Häupter mit dem Stadtbanner Aufstellung, bei ihnen die Räte, die Hohe Stube und alle Unzünftigen der Altstadt. Die in den Vorstädten Gesessenen aber, sie waren zünftig oder nicht, sollten dort bleiben und die Vorstädte hüten unter dem Befehl ihrer Hauptleute.

Diese Neuerung ist bemerkenswert. Wir irren kaum, wenn wir darin eine Wirkung des Erwerbs von Kleinbasel erkennen. Was im rechtsrheinischen Basel vielleicht schon lange als Organisation für Alarmfälle bestand, wurde jetzt den Vorstädten gegeben, denen gegenüber die alte innere Stadt von „nun an dieselbe gesonderte Stellung in diesen Dingen einnehmen sollte wie der neuerworbenen Kleinbasler Vorstadt gegenüber, und es war hiebei nur natürlich, diese Alarmorganisation der Altstadt auf die Zünfte zu basieren.

Die Vorschriften der folgenden Zeit sind in der Hauptsache derjenigen von 1392 gleich. Eine auffallende Abweichung besteht jedoch darin, daß zum Hauptbanner auf dem Markt nur einige Zünfte sich einfinden, als Bannerwache und Reserve, die Mehrzahl aber, bei Brandfällen mit Ausnahme der zum Löschdienst Verpflichteten, auf die Ringmauern eilt und diese besetzt. So geschah im Frühjahr 1409, als der Krieg mit Österreich drohte, und 1425 vor dem Kriege mit Diebold von Neuchatel.

Die schweren langen Nöte der 1440er Jahre sodann bringen uns eine kaum übersehbare Fülle von Ratschlägen Verordnungen Nachrichten über die Bewachung der Stadt. Die furchtbare Hast dieser Geschäfte, Drang und Aufregung leben noch deutlich in ihnen, auch in ihren Widersprüchen und Ungleichheiten. Wieder bestimmen hier die Alarmordnungen, daß beim Stadtbanner vor dem Rathaus einige Zünfte, die Hohe Stube und die Zunftlosen der rechten Stadt sich sammeln; den übrigen Zünften aber befehlen sie die Aufstellung um den Marktplatz her. Der Rat will offenbar die ganze Macht hier in der Hand haben, um je nach dem Stande der Dinge aus der Stadt zu ziehen zur Feldschlacht oder die Mannschaft auf die Mauern zu werfen. Das ist jetzt Regel und daneben das Neue, daß

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 303. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/324&oldid=- (Version vom 10.11.2016)