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Das Früheste in dieser Richtung sind die Fünfer, die schon im Jahre 1300 genannt werden. Der Rat greift aber auch sonst ein.

Mit dem Willen, seine Stadt in gutem Ansehen zu erhalten, wendet er sich gegen private Saumsal aller Art. Risse Löcher u. dgl. in den Hausmauern werden nicht geduldet; wiederholt wird, namentlich in der spätern Zeit, getadelt, daß viele baufällige Häuser in der Stadt seien, daß diese in merklichen Mißbau und in Unehre gerate. Neben gewöhnlicher Nachlässigkeit tragen offenbar die Eigentums- und Zinsverhältnisse die Schuld an Vielem; weder der alte Eigentümer noch der Zinsmann wollen Aufwendungen machen. So entstehen die herrenlosen Ruinen, die das Bild der Stadt schänden, und der Rat muß einschreiten; er verlangt, daß der Eigentümer innert kurzer Frist erkläre, ob er bauen wolle; tue er das nicht, so werde die Hofstatt an die Stadt fallen.

Namentlich aber geben häufige Brandkatastrophen immer wieder Impulse. Am 3. Juli 1327 verbrannte Kleinbasel; am 1. Mai 1354 wiederum Kleinbasel, sodaß seine Bürger für zehn Jahre von der Steuer befreit wurden; am 26. Februar 1377 der Marktplatz, zwei Tage darauf der Spalenberg. Verheerender noch als diese Brände und von dauernder Wirkung war das Ereignis vom 5. Juli 1417: im Hause zur Tanne an der Streitgasse brach Feuer aus; bis zum Äschenschwibogen hinauf, um den Münsterplatz her, die Albanvorstadt hinaus wütete es; an der Freien Straße verbrannten die Häuserreihen bis hinab zum Zunfthause der Maler. Mehrere Menschen kamen um, die Ulrichskirche und das Albankloster wurden zerstört, bei zweihundertfünfzig Hofstätten lagen verwüstet.

Weit im Lande ringsum regte sich das Mitgefühl; von allen Seiten bezeugten Nachbarn und Freunde ihr Beileid. Die Delsberger schenkten einen hundertjährigen Wald zum Wiederaufbau der Häuser; König Sigmund entließ die Basler um dieser Heimsuchung willen aus der Pflicht des Heerzugs gegen Herzog Friedrich. Noch im Oktober sah der Florentiner Poggio, als er vom Konstanzer Konzil kommend am andern Ufer des Rheines ritt, neugierig und bedauernd die weiten Trümmer liegen.

Zur Ausdehnung des Brandes hatte geholfen, daß die Häuser großenteils hölzern waren, vorstehende Geschosse, weit ausladende Schindeldächer, allerhand Anhängsel und Anbauten hatten. Was früher, nach dem Erdbeben, hierüber verfügt worden war, hatte offenbar wenig Beachtung gefunden. Um so strenger schritt der Rat jetzt ein. Er bestimmte das Maß der Vorsprünge, der Dachhimmel, der Ladenanbauten, der Verkaufsbänke. Er befahl die Ersetzung der Holzwände durch Wände von Kalk

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 290. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/311&oldid=- (Version vom 24.10.2016)