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Abrechnungen zeigen uns diesen Verkehr sowie die Kategorien des Fabrikats: Dachziegel Firstziegel Känelziegel Mauersteine Estrichsteine Wölbsteine Kaminsteine. Das Schönste darunter waren jene bunten glasierten Ziegel, deren Pracht Enea Silvio bewunderte. Für das Dach des neuen Rathauses wurden sie durch Stefan Haas gefertigt, und auch die Nachbarschaft bezog sie: 1422 hatte Eberhard Ziegler fünftausend „verlasierter flacher ziegel und so viel virstziegel als nötig“ auf die Kirche in Breisgauisch Neuenburg zu liefern.


Als Leiter dieses Bauwesens finden wir im XIV. Jahrhundert die zwei Baumeister oder Bauherren der Stadt; sie werden jährlich gewählt, gehören aber dem Rate nicht an; sie haben wöchentlich den Siebnern Rechnung abzulegen. Um das Jahr 1410 tritt eine Änderung ein: statt der zwei Bauherren wird nur einer, mit höherer Besoldung, angestellt und diesem ein zweiter Beamter, der Lohnherr, untergeordnet. Die weitere Entwickelung ist nicht ganz klar. Der Titel Bauherr verschwindet in den 1440er Jahren, bald ist nur ein Lohnherr im Amte, bald sind es ihrer zwei; erst gegen Ende des Jahrhunderts wird die Zweizahl Regel.

Hans von Hegenheim, Wernli Ereman, Hans Bremenstein, Hans Zscheckabürlin erscheinen als Lohnherren der früheren Zeit; später wird die Stelle meist aus dem Handwerkerstande besetzt. In dieser langen Reihe tritt nur Einer deutlich hervor: Hans Sattler. Ein viel angefeindeter Mann; man warf ihm vor, am Tage der Schlacht von St. Jacob feige aus der Liestaler Besatzung geflohen zu sein, und weil er gelbe Handschuhe trug, erhielt er den Spottnamen „neuer Henker“. Aber drei Jahrzehnte lang, nach 1450, führte er das wichtige Amt, und mehrere Bauinschriften (des Rheinbrückenjoches, des Kornhauses am Rheinsprung, des Zeughauses) verkünden seine Tätigkeit noch heute.

Seit Beginn des XV. Jahrhunderts scheinen die Bau- oder Lohnherren dem Rate angehört zu haben; später wurde Übung, nur einen Lohnherrn aus dem Rate, den andern aus der Gemeinde zu nehmen. Fachleute waren sie nicht, aber Sachverständige. Außer der Leitung des Bauwesens und Brunnwesens hatten sie die Vertretung der Stadt in baupolizeilichen Dingen, im Schutze der Allmend u. dgl. Ihre Oberbehörde war der Rat. Aber zu Ende des XV. Jahrhunderts wurden zur speziellen Aufsicht über sie zwei Bauherren geordnet. Auch behalf man sich dann öfters mit einem einzigen Lohnherrn. Die Entwickelung zur Beamtung hier, zur Baubehörde dort war gegeben.


Das öffentliche Bauwesen wurde ergänzt durch Ordnung und Beaufsichtigung des Privatbaus.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/310&oldid=- (Version vom 24.10.2016)