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die Klingentaler Frauen, die Safranzunft, den Rat. Wir vernehmen auch, wie die Natur der Gewerbe wechselt, wie neben den Mehlmühlen die Schleifen Sägen Hammerschmieden Drahtzüge Gewürzstampfen laut werden und vor Allem das denkwürdige Gewerbe der Papierer sich hier festsetzt.


Daß der Wiesenfluß zum Teil Grenze des Kleinbasler Bannes war, wurde schon gesagt. Ebenso, daß die Regellosigkeit seines Laufes wiederholt zu Streit Anlaß gab. Aber all dieser Zwist und die ihn endenden Verträge hatten nur lokale Bedeutung. Man zankte sich um Dorfgrenzen und Dorfinteressen. Wir werden dabei aufs neue inne, wie das rechtsrheinische Gebiet Basels durch alle diese Jahrhunderte hindurch gleichsam im Halbschatten abseits lag, indes auf dem andern Ufer stets das heftigste Leben herrschte. Ueber die Wiese ging kein starker Verkehr; Jahrhunderte lang begnügte man sich mit einer Furt, bis das Konzil zum Bau einer Brücke zwang. 1432 errichtete Basel mit Bewilligung des Markgrafen die Wiesenbrücke oberhalb des Dorfes Kleinhüningen.

Was die Wiese den Baslern wert machte, waren ihre Fischenzen und namentlich der aus ihr in die Stadt fließende Gewerbekanal, der Kleinbasler Teich.

Dieser war kaum ein durchweg künstlicher Kanal, sondern Fassung und Gestaltung eines natürlichen Wasserlaufes oder Wiesenarmes. Auch über den frühesten Ort der Ablenkung aus der Wiese kann Nichts gesagt werden. Jedenfalls lag das Wuhr inmitten desselben Gehölzes wie heute; nur um seinetwillen hatte die Müllerkorporation die Erlenwaldung unter dem Hellrain nötig, die wir neben dem der Stadt gehörenden Allmendwald schon früh als ihr Eigentum finden.

Deutlicher erkennbar ist der untere Lauf des Teiches. Sein Ziel war die alte Mühle zu Allenwinden (heute Riehenstraße 3), von der er ursprünglich wohl in gerader Richtung, der frühesten Stadt vorbei, zum Rheine floß. Im XIII. Jahrhundert geschah sowohl seine Ablenkung längs der Nordfront der Stadt als die Abzweigung aus ihm, die der „neue“ Teich hieß und vor der Stadtmauer neben St. Clara mit dem alten Teich wieder sich vereinigte; beim Eintritt in die Stadt teilte sich das Wasser neuerdings in zwei Arme; wenig später wurde hier noch eine weitere Leitung abgezweigt, so daß der Teich in drei Kanälen die untere Stadt durchströmte. Dieser Zustand des XIII. Jahrhunderts hat bis heute gedauert.

Aber wer war Herr des Teiches? Und wer schuf ihn? Eine sichere Beantwortung der zweiten Frage ist unmöglich. In historisch klarer Zeit

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/298&oldid=- (Version vom 24.10.2016)