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in der Vorstadt wohnt; ihr durch die Vorstadtgemeinde gewählter Vorstand besteht aus Vorstadtmeister Stubenmeister und einigen Beisitzern; er hat die Weisungen des Rates entgegenzunehmen, führt alle Vorstadtgeschäfte und ist die Ungehorsamen zu strafen befugt. Der neben ihm stehende Hauptmann ist nicht Vorstadtbeamter, sondern Teil der alten städtischen Wacht- und Alarmorganisation.


Zahlreiche Angaben lassen uns den Zustand des um die Vorstädte sich ziehenden Gebietes erkennen. Zwischen Hügeln und dunkeln Wäldern ruht die Ebne, zum Teil Garten Rebgelände Wiese Saatfeld, zum Teil Weideland und Wildnis. Erhebliche Änderungen in der Kultur kommen jetzt kaum mehr vor; der Forst, der noch im XIII. Jahrhundert einen Teil der Gegend zwischen St. Albanvorstadt und St. Jacobsstraße bedeckt hatte, ist ausgerodet und seine Bezeichnung Hart haftet nur noch an Äckern; die einzige nennenswerte Änderung ist die Einführung des Safranbaus, die aber nur für wenige Jahrzehnte anhält. Zwischenhinein freilich zeigt sich etwa, wie nahe der Stadt auch jetzt noch die alte Wildnis ist: in einer Nacht dringt ein Rudel Wildschweine dem Rheinufer nach durch das Claustor in Kleinbasel ein; oft haben die Hirten, die das Vieh der Bürger vor den Mauern hüten, sich der Wölfe zu erwehren; 1421 läuft ein solcher durch die Stadt; unaufhörlich zahlt der Rat Prämien für Erlegung dieses Raubzeugs. Auffallend ist die starke Parzellierung der Flur in zahlreichen kleinen Gütlein, Acker- und Gartenstücken. Manche Namen, die wir da finden, des Gärtners Großpeter 1407, der Rebgüter im Nauen und im Heymen 1422, des Rennfeldes 1458, der Güter der Gnadentalnonnen vor dem Spalentor 1461, der Äcker in der Kuchi 1487, des Langgäßleins 1488 usw. tönen noch heute. Mannigfach gestaltet ist bei alledem das Bild dieser Flur, reich belebt durch Flüsse Bäche Weiher, den Verkehr auf den großen Straßen, die weidenden Herden, das Beizen und Jagen, die Vogelstellerei. Auch die zahlreichen Andachtsorte übersehen wir nicht; die Stadt ist wie umhagt durch Kreuze Heiligenbilder Kapellen.

Doch beschäftigt uns hier die rechtliche Gestaltung des Gebietes.

Zunächst der Bezirk der Kreuzsteine. Daß diese wiederholt vor der Stadt haben weichen müssen, wurde schon erwähnt. Um die Mitte des XIV. Jahrhunderts aber war der Zustand fest: eine mit Bauverbot belegte Zone lag rings um die Stadt zwischen den äußern Mauern und den Kreuzsteinen.

Solche Steine werden oft erwähnt; doch ist meist ihr Standort nicht mehr mit Sicherheit nachzuweisen. Vor dem St. Albantor stand ein Stein

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/281&oldid=- (Version vom 24.10.2016)