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Stück angrenzender Mauer wurde erneuert und sodann im Herbst 1473 durch Jakob Sarbach das Vortor errichtet. Nicht aus Laune. Dieser zierliche geschmückte Bau war eine der Rüstungen Basels für den Kampf mit Herzog Karl von Burgund.

Der weitgespannte Mauerring gab der Stadt viel zu tun. Vielleicht war die Arbeit zu rasch gemacht worden; der Unterhalt blieb eine dauernde schwere Last. Große Herstellungsbauten scheinen in den 1480er und 1490er Jahren ausgeführt worden zu sein; 1495 lag die Errichtung eines Bollwerkes auf der Höhe neben dem Steinentor im Plane; 1531 sodann kam es zum Bau der großen Bastionen vor der Neuen Vorstadt und bei St. Clara.

Eine Belagerung erlebten die Fortifikationen nie, mit Ausnahme vielleicht der nur schwach bezeugten durch Herzog Leopold 1374; Enea Silvio urteilte, daß sie eine solche überhaupt nicht aushalten würden, und ein im August 1444 in Basel anwesender Rotweiler fand die Mauern kaum zwei Schuh dick. Aber Basel hatte gefahrvolle Zeiten genug, in denen es, weil eine Belagerung wenigstens drohte, die Tore schließen, die Türme und Mauern besetzen mußte, wobei es oft empfand, wie sehr diese Ausdehnung der Enceinte die Verteidigung erschwerte. Im Übrigen aber war ein stilles Leben um diese Mauern. Da und dort kam es zu Usurpationen der Anwohner, mit Überbauung des Rondenwegs usw. In den breiten Gräben wuchs Gras, wucherten Nesseln und Dornen, standen Bäume, weidete das Vieh, so daß der Rat von Zeit zu Zeit mähen und säubern ließ. Außerdem dienten sie als weitgedehnter Tiergarten; in früher Zeit scheint die Stadt einmal Bären gehalten zu haben, seit Beginn des XV. Jahrhunderts hielt sie hier stets Rotwild.


Der Mauerring zog sich so weit, daß er durch Jahrhunderte dem Wachstum der Stadt genügte, und somit war von jetzt an der Begriff der Vorstädte ein bleibender. Aber in mancher Beziehung dem Begriffe der rechten Stadt entgegengesetzt.

Schon im Äußern unterschieden sich die Vorstädte als großenteils offene, locker überbaute Gebiete. Nach dem Erdbeben 1356 waren, da die Marktgegend in Trümmer und Asche lag, hier draußen Baracken für den Warenverkauf errichtet. Hafner- und Ziegelöfen Gießereien Backöfen Brennöfen wurden allmählich aus der dicht bebauten Altstadt in die Vorstädte gewiesen.

Sodann die alten Sonderrechte bei Martinszins und Bäckergewerbe. Daß nur die Vorstädte den Weidgang verwalteten, während doch das Vieh

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 256. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/277&oldid=- (Version vom 24.10.2016)