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ist konstant, und die Söldnermannschaft begegnet uns daher als stehende Truppe. Allerdings in beschränkter Zahl und auch da noch wechselnd; zu Zeiten sind es ihrer nur vier, meist mehr, in der Regel zehn bis zwölf. Sie haben ihren Amtseid. Außerdem schwören sie dem Rate jährlich am Schwörtag Morgens mit den Nichtzünftigen. Sie beziehen einen Wochensold, zu dem bei größern Expeditionen Zuschläge kommen. Daher ihre gelegentliche Bezeichnung als „Wochensöldner“. Sie sind beritten und geharnischt; ihre Waffe ist neben dem Schwert die Armbrust. Auch bei ihnen vermögen wir einzelne Personen zu erkennen: die Edelleute Veltin von Neuenstein und Konrad Münch; dann den oftgenannten Ulrich Mellinger; auch Veteranen sind unter ihnen wie Heinrich Gruber, der bei der Stadt Ulm, und Hans Marstaller, der bei Thomas von Falkenstein Knecht gewesen ist, und die dann noch ein halbes Jahrhundert lang dem Basler Rat als Söldner dienen. Für Streifereien, schnelle Ueberfälle und Exekutionen sind diese Leute dem Rate stets zur Hand und unentbehrlich; bei Kriegszügen ist ihre Truppe vielleicht der brauchbarste Teil des Heeres. In gewöhnlichen Zeiten sichern sie die Landstraßen, z. B. während der Basler Messen; aber auch wenn eine Prozession aus der Stadt hinausgeht, müssen sie Eskorte bilden. Sie reiten mit Gesandten und mit Fremden von Distinktion, wobei es sich so gut um die Sicherheit als um eine Ehrung handelt. Sie üben das Geleite der Stadt. Sie sind gelegentlich auch nur reitende Boten. Den Häuptern dienen sie mit Abwart und Folge. Und diese Verrichtungen treten immer mehr hervor statt des ursprünglichen kriegerischen Berufes der Söldner, je mehr die allgemeinen Zustände sich festigen und klären, die Unsicherheit allmählich schwindet. Diese alten rauhen oft ruchlosen Söldner leben zuletzt aus in den friedlichen Figuren der Herrendiener, der Einspänniger und Ueberreuter.

Endlich ist von den Musikern zu reden, den Pfeifern und dem Trompeter; der Letztere hat auch militärische Bedeutung. Als offizielle Stadtmusikanten, in welcher Eigenschaft sie uns durch ihre Amtseide gezeigt werden, haben sie das Publikum zu unterhalten. Sie sollen gemeiner Stadt dienen und warten wie auch den Leuten, die sie zu Hochzeiten u. dgl. dingen. Im Besondern liegt ihnen ob, alle Sonntage nach der Predigt auf dem Rathause zu spielen und Sommers nach dem Nachtessen auf der Rheinbrücke. Auch wenn der Rat ein „Ehrenmahl“ hält, sollen sie zum und vom Tische blasen. Die Stadt zahlt ihnen einen Wochenlohn und läßt sie das Uebrige bei Privaten verdienen; ihre Anstellung geschieht auf gegenseitige vierteljährliche Kündigung. Aber eine zahlreiche Kapelle ist es nicht; wir hören meist nur

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/256&oldid=- (Version vom 5.7.2016)