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städtischen Werkleute das vom Fabrikmeister bereitete Mahl einnahmen. Ins Freie zu der wartenden Gemeinde zurückgekehrt ließ der Bischof die Namen der Gewählten verlesen und verkündete dann selbst, durch den abtretenden Bürgermeister um die zwei neuen Häupter gebeten, wen er an diese Stellen berufe. Die Krönung mit einem Blumenkranze, den der oberste Ratsknecht den Beiden reichte, bezeichnete den Übergang der Würde. So war das Regiment bestellt, und es folgte die letzte weihevollste Szene: die Eidesleistung der Gewählten. Sie geschah auf das goldene Kreuz des Münsterschatzes, das Partikeln des Kreuzes und des Blutes Christi enthielt; der Subkustos brachte es in feierlichem Aufzug aus der Schatzkammer herbei, und der Eid geschah: Bürgermeister Oberstzunftmeister und Ratsherren schworen, ihrem gnädigen Herrn von Basel, seinem Gotteshause und den Burgern gemeinlich der Stadt Basel beraten und beholfen zu sein, jeglichem zu seinem Rechte, so gut sie es verstünden.

Wir beachten die Teilnahme des Bischofs und den strengen Ritus, dessen Einhaltung von beiden Seiten gefordert wurde. Der Bischof verlangte, daß die Bitte des Rates um ein neues Regiment ihm nicht schriftlich, sondern durch eine Gesandtschaft vorgetragen werde, und der Rat seinerseits wollte nicht dulden, daß bei der Wahl der Bischof sich durch seinen Vikar vertreten lasse; sei er verhindert, so solle statt seiner ein Domherr funktionieren. Daß die Teilnahme des Bischofs unentbehrlich war, solange man sich auch von Seite der Stadt mit der doch zum Anachronismus gewordenen Handfesteverfassung zufrieden gab, liegt auf der Hand.

Aber der Bischof hatte nun das Seine getan, und die Zeremonie lenkte sofort in das rein städtische Gebiet über. Zunächst mit der Einführung des neuen Rates, die zu Augustinern und im Rathause vorgenommen wurde, wie es scheint in unmittelbarem Anschluß an die Szene auf Burg. Auch sie war in bestimmter Weise stilisiert: den Räten wurde der Boden des Sitzungssaales mit Gras bestreut, sie erhielten den Schmuck blühender Kränze und Sträuße; auch das solenne Bankett fehlte nicht. Wichtiger ist der Eid, den die Räte bei dieser Einführung im Rathause leisteten: der neue Rat schwor, daß er dem Bischof, dem Gotteshaus und der Bürgerschaft beraten und beholfen, den Häuptern und Räten gehorsam sein werde; der alte Rat gelobte nur das Letztere.

Sodann die Schwörtage. Für Großbasel war dies der erste auf die Ratserneuerung folgende Sonntag. Samstags zuvor wurde durch öffentlichen Ruf zu dieser Eidesleistung aufgefordert. Am Sonntagmorgen sodann hatten sich Die von der Hohen Stube mit ihren Dienern sowie alle

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/247&oldid=- (Version vom 1.8.2018)