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Johann blieb und führte die Sache mit der Stadt weiter. Dem Sühnvorschlage von 1471 folgten Entgegnungen von beiden Seiten. Eine Vereinbarung kam nicht zu stande; man geriet in weitere Diskurse über einzelne Artikel.

Aber die Gefahr eines Uebergangs des Bistums in andre Hände bestand noch immer. Statt der Bayern trat jetzt Herzog Karl von Burgund hervor und begann seit dem Sommer 1470 mit Bischof Johann zu unterhandeln; im Winter 1473, bei Karls Anwesenheit im Elsaß, meldete sich der Plan aufs neue.

Aber dann absorbierte der große Krieg Alles, auch den Streit zwischen Bischof und Stadt. Sie traten 1474 in der Niedern Vereinigung zusammen, der Kampf gegen Burgund verband sie jahrelang. Johann saß meist auf seinem starken Schlosse zu Pruntrut, auch jetzt wieder zu Zeiten mit Demissionsgedanken beschäftigt, und es dauerte drei Jahre, bis ihn Basel wieder zu sehen bekam, im November 1476.

Er fand sich zu den vom Legaten Merander begonnenen Friedensunterhandlungen ein. Aber statt am Frieden zu arbeiten, ward er sofort in einen Streit mit der Stadt hineingerissen, der diesmal wirklich Streit war und über alles Bisherige weit hinausging.

In einer nächtlichen Schlägerei zu Basel hatte der Theologiestudent Gilg Sonntag einen Familiaren des Bischofs, einen Kaplan, verwundet; er war durch den Rat festgenommen, dann aber der Universität, die ihre Gerichtsbarkeit geltend machte, ausgeliefert und von ihr freigelassen worden. Alles entgegen dem Willen des Bischofs, der den Sonntag als Kleriker des Bistums seinem Gericht übergeben sehen wollte.

Die Antwort des Bischofs auf diesen Affront war zunächst, daß er als Kanzler die bevorstehenden Examina an der Universität suspendierte. Aber den Examinanden gelang es, mit Hilfe der in Basel liegenden eidgenössischen Söldner die Abhaltung der Examina zu erzwingen. Es war dies eine nochmalige Niederlage des Bischofs, und leidenschaftlich brauste es nun in ihm auf gegen die Stadt, die auch in diesem Handel sich ihm widersetzt hatte.

Der Anlaß war ja unbedeutend genug. Aber doch ein tatsächlicher Vorfall. Seine Aktualität, seine Sinnlichkeit, ganz andrer Art als das bisherige ganz theoretische Wesen, riß den stolzen Bischof hin. Soweit, daß er den Rat schwer beleidigte, dessen Ehrenhaftigkeit in Frage stellte. Damit aber hatte er von vornherein verloren, einer Stadt gegenüber, die soeben den Karl von Burgund hatte besiegen helfen und sich Nichts brauchte bieten zu lassen.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/231&oldid=- (Version vom 1.8.2018)