Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 2,1.pdf/226

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

auch jetzt neben den Absichten der Kurie persönliche und örtliche Interessen mitgewirkt haben.

Genug, die Wahl geschah. Am 12. Juli gab der Papst durch Provision seinen Willen dazu; schon vorher, am 17. Juni, hatte Johann als Elekt der Stadt die Handfeste erteilt, seinen Huldigungsritt durch die Diözese getan und diese in Besitz genommen.

Wie einst bei Fleckenstein so sehen wir auch jetzt wieder eine Kraft am Werke, die in Basler Dingen sich noch nicht verbraucht hat, die frei ist von allen Rücksichten; nach der vorbereitenden Tätigkeit Rotbergs konnte Venningen um so zuversichtlicher an die Wiederaufrichtung des Bistums gehen. Eine Reihe wichtiger Handlungen zeichnen sein Regiment aus: die Wiedergewinnung der seit 1386 verpfändet gewesenen Herrschaft Pruntrut, die Kämpfe die er um Hoheit und Recht mit der Propstei Münster und mit den Städten Bern und Basel führte; die Erwirkung großer Indulgenzen des Papstes, die Reformierung des Leonhardsstiftes, die Teilnahme an der Gründung der Universität. Diese Leistungen zeigen, eine wie komplette Persönlichkeit Venningen war, wie gut er die doppelten Regentenpflichten, die Kirche und Welt ihm auferlegten, zu erfüllen vermochte; und daneben bringt eine reiche Fülle einzelner Aeußerungen uns sein tagtägliches Leben nahe bis zum Gemütlichen und zur Liebhaberei. „Er hatte im Ausgeben eine große, im Einnehmen eine glückliche Hand“, rühmte ein Chronist. Dieses Glück des Einnehmens erschien freilich Manchen, auf die er griff, als lästig, so daß der Basler Witz ihm sofort das Wortspiel des Johann von Pfenningen widmete und Knebel über seine Härte schalt. Aber Knebel blieb auch als Kaplan des Münsters der alles ihm Uebergeordnete kritisierende kleine Vorstadtbürger. Wie ganz anders vermochte sein Kollege Gerung den Bischof zu begreifen und zu schildern; und die Herren von St. Ursanne priesen ihn als den Beschirmer des Klerus, als den treuen Hüter des Vaterlandes.

Auch unser Auge ruht mit Freude auf der Erscheinung dieses Venningen. Sie zeigt nach keiner Richtung ein Extremes, unter dem das Andre gelitten haben würde. Wie er schon im Aeußern durch Schönheit und stattliche Haltung sich auszeichnete, so ist auch das Bild, das die geschichtlichen Nachrichten von seinem Wesen geben, ein durch und durch gesundes, wobei im Gegensatz zu dem reservierten Arnold von Rotberg so gut wie zu dem ruhelosen Caspar zu Rhein ein Gefühl fürstlicher Würde und wahren kräftigen Behagens über Mensch und Umgebung ruht. Er versah sein Haus aufs beste; er liebte und las Bücher; er erfüllte alle Pflichten am Altar. Aber

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/226&oldid=- (Version vom 1.8.2018)