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Daß Basel während des Krieges untätig geblieben war und der Krieg mit einer solchen Niederlage des Königs geendet hatte, verdarb die Stellung der Stadt zum Reich auf unheilbare Weise. Schon beim Friedensschlusse mußte sich Max sagen, daß, wenn nicht etwas Großes eintrat, Basel dem Reiche verloren war. Er gab diese Position preis schon vor dem Sommer 1501. Nur so erklärt sich die auffallende Passivität seiner Regierung gegenüber Basel in diesen hochwichtigen Jahren. Man ließ die Dinge gehen und hinderte jedenfalls nicht die Belästigung Basels.

Was in dieser Beziehung seit dem Herbst 1499 geschah, war nichts Neues, aber jetzt aufs höchste gereizt und erbittert durch die Erinnerung an das soeben Geschehene und die Aussicht auf das deutlich Kommende, den Übergang Basels zur Eidgenossenschaft. Die Basler seien Schweizer, Verräter am heiligen Reich, Mörder, — so scholl es tagtäglich. Und diesen Worten entsprachen die Taten. Zwei Vorfälle, von denen die Akten voll sind, — die rohen Schmähungen durch Clewi Rentzschli zu Ensisheim, doppelt empfindlich von ihm als einem ehemaligen Basler Bürger; dann die Beraubung und Verwundung des mit reichem Kaufmannsgut reisenden Claus Rieher von Basel im Straßburgischen — waren nur Einzelheiten in einer Fülle von Feindschaft, die sich überall in den ordinärsten Formen erging. Wie im Sundgau so im Breisgau. Und Rheinfelden vollends erwies sich wieder als Herd und Zentrum der bösartigsten Befeindung. Aus dem Wust der Zänkereien und Übeltaten hebt sich heraus die Bande der Rheinfelder Knechte, einer Freischar, die von dort aus, auf eigene Faust und durch keine Obrigkeit gehindert, ihr Unwesen trieb, Liestaler und Farnsburger zu Gleichem reizte. Über dem Singen des Dornachliedes kam es zu blutigem Streit, bei Bubendorf trafen sie im Gefecht aufeinander; Gewalttat von hüben und drüben erregte das Land, schändete die Grenzen.

Und wie stand Basel zur Niedern Vereinigung? Das Gefühl innern Verwandtseins war dahin. Im März 1499 hatten die Bundesstädte Basels Haltung verstanden; aber daß es dann dem Kampfe fern war, als sie auf dem Schlachtfelde bluteten, gab doch einen tiefen Riß. Formell galt der Verband noch immer. Als im Sommer 1500 Gefahr von Frankreich her drohte, ward auch Basel zu den Bundestagen geladen, und noch im Juni 1501, kurz vor seiner Beschwörung des eidgenössischen Bundes, nahm es an einem Tage der Liga in Colmar teil.

Durchweg steht die Betrachtung der auswärtigen Relationen Basels unter dem Eindruck eines rasch sich erfüllenden Geschickes, das durch Nichts zu lenken und zu stören ist. Äußerlich allerdings sagte sich die Stadt keineswegs

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/197&oldid=- (Version vom 24.10.2016)