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gewaltige Heer. Und hier im Saale jetzt diese rückhaltlosen hinreißenden Reden der noch im Kampfkleid dastehenden Werber. Daß der Rat Allem diesem gegenüber sich behauptete und die Zünfte in der Hand behielt, war die Vollendung seiner durch die ganze Kriegszeit hindurch geübten Kunst. Er hatte einen Brief der Ensisheimer Regierung, worin diese ihn dringend bat, sich nicht vom Reiche drängen zu lassen, einen Brief, der deutlich zeigte, wie viel die Regierung in diesem Moment allgemeinen ratlosen Schreckens für die Vorlande fürchtete und wie wichtig ihr daher die Fortdauer der Neutralität Basels war. Aber nicht dieser Brief bestimmte das Handeln des Rates. Was ihn leitete, waren die allgemeinen Erwägungen, die schon bisher zum Stillesitzen bewogen hatten. Zu ihnen trat jetzt noch ein Besonderes.

Die Ergänzung und Ausnützung des Dornacher Sieges würde natürlich ein Zug in den Sundgau gewesen sein, zur Verheerung des Landes, vielleicht zur Eroberung. Wenn die Eidgenossen Basel aufforderten, mit ihnen in den Krieg zu treten, so wurde vor allem an einen solchen Sundgauer Zug gedacht. Die Teilnahme an diesem würde die erste Tat des eidgenössischen Basel gewesen sein. Hievor schreckte es zurück. Politische und militärische Bedenken, die Rücksichten auf Gefälle und feilen Kauf überwogen; Basel ließ sich auch diesmal zu keinem Wagnis herbei, ergriff auch diesmal die Gelegenheit nicht.

Von Bedeutung war überdies die Unschlüssigkeit im eidgenössischen Heere. „Der Eine wollte dahin ziehen, der Andre dorthin, der Dritte nach Hause.“ Basel wußte dies und sah dadurch sein Ablehnen erleichtert. Es gab die Antwort, daß man hier Basler bleiben, nach wie vor keinem Teil anhangen, beiden Teilen Liebe und Freundschaft erzeigen wolle. Es verblieb bei der Neutralität.

So schloß diese denkwürdige Woche. Samstag Nachts, 27. Juli, traten die Eidgenossen den Heimmarsch an.


Die Basler Landschaft ward nun nach vielen Monaten wieder leer von fremden Kriegern. Das Schlachtfeld bei Dornach war aufgeräumt; wie schon nach dem Kampf auf dem Bruderholz, so hatten auch jetzt die Basler hinter den totschlagenden Eidgenossen her die Totengräber machen müssen. Und rings um die Stadt lastete die furchtbarste Bestürzung über den österreichischen Gebieten.

Aber die Angst wich rasch andern Gefühlen. Scham Trauer Zorn Haß regten sich, und Alles fiel nun über Basel her. Es habe dem Feind bei Dornach geholfen, meineidige Bösewichter seien die Basler. Angriffe und Brandstiftungen und Räubereien begannen wieder; von König Max kam

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/193&oldid=- (Version vom 24.10.2016)