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Gleichen Abends noch, am Lagerfeuer, schrieben sie die Botschaft nach Hause; andern Tags aber, am 23. Juli, einen Brief an das nahe Basel.

Wir suchen ihre Empfindungen zu verstehen. Das blutige Feld des Sieges, auf dem sie jetzt lagern, ist nicht wie ihre andern Schlachtfelder. Sie stehen hier an einer Stelle besonderer Art, auf der Grenze ihres Gebietes, vor den Toren dieser großen, in den letzten Monaten so oft genannten und gesuchten Stadt. Sie sehen sie vor sich liegen, prächtig getürmt, in der Wehr ihrer weiten starken Ummauerung, und denken an all die Kräfte, die dieser Ring einschließt. An der Schwelle der Heimat, des Berglandes ruht die Stadt, und hinter ihr dehnt sich die blaue schimmernde Ferne, das unerhört fruchtbare Land. Weit und breit ist kein Feind mehr. Gedanken an Erweiterung der Eidgenossenschaft, an Eroberung stürmen auf sie ein, die schon vom Siege berauscht sind, und aus solchen Stimmungen heraus schreiben sie den Baslern. Sie erinnern an die Liebe und Nachbarschaft, die ihre Vordern mit einander gehabt und die von Gottes Gnade gar wohl erschossen sei. Damit solche Freundschaft gemehrt werde, fordern sie Basel mit dringlichen Worten auf, jetzt endlich die Erklärung zu geben, daß es eidgenössisch sein wolle.

Nachts um ein Uhr wurde dieser Brief im Rathause zu Basel abgegeben, wo die Räte noch beisammen saßen.

Das Gegeneinander von Eidgenossenschaft und Basler Rat entwickelt sich in den eiligen gedrängten Unterhandlungen dieser wenigen Tage höchst charakteristisch vor uns. Am 24. Juli antwortete der Rat den Hauptleuten ausweichend; der Zustand des Konzeptes zeigt, wie schwer ihm die Redaktion fiel; er schrieb, daß er der Tagsatzung den Bescheid durch Gesandte geben werde. Das Heer war unterdessen vor Pfäffingen, dann nach St. Jacob gezogen. Nochmals, von dieser erinnerungsreichen Walstatt aus, ungestüm, im Gefühl des unüberwindlichen Siegers, warben die Hauptleute um Basels Freundschaft. Sie verlangten eingelassen zu werden, vor dem Rate zu reden. Solches geschah. Aber nun forderten sie die Einberufung des Großen Rates. Schon ihr Brief vom Dornacher Schlachtfelde war auch an diesen gerichtet gewesen; sie wußten, wie starken Anhang die Eidgenossenschaft bei den Zünften hatte. So wurde denn der Große Rat zu Predigern versammelt, und vor ihn traten die Hauptleute, erneuerten ihr Begehren, daß Basel den Eidgenossen anhange und mit ihnen in den Krieg ziehe.

Es war eine der lebensvollsten Stunden der Basler Geschichte. Der Rat wußte, daß die Eidgenossen Liestal inne hatten; der Verlust der Herrschaften war zu befürchten; vor den Mauern lagerte drohend unruhig das

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/192&oldid=- (Version vom 24.10.2016)