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Basel stand sorgsam auf der Hut. Der Rat hatte vernommen, daß von deutscher Seite etwas gegen die Stadt vorbereitet werde; Straßburg und Colmar verlangten von ihm, daß er sich über seine Stellung erkläre, und drohten mit Belagerung. Da zog er einige Hundert Bewaffnete aus den Ämtern zur Besatzung herein. Aber auch die Eidgenossen vernahmen von diesen Anfechtungen und sagten dem Rat ihre Hilfe zu.

Die Schwüle wuchs. Das ganze Land war in Erregung. Die Banden des Peter Röschinger, des Prunlin, des Günther von Sierenz, ein unverantwortliches Gesindel das nur von Krieg und Grenze lebte, streiften umher und griffen an, wen sie auf den Straßen fanden. Bitter klagte der Rat über die Solothurner, die mit Raub, Gefangennahme, Hinderung des feilen Kaufs, Drohung aller Art die Basler verfolgten. In der eigenen Landschaft gingen wilde Reden. Überall in den Dörfern hatten hier die Solothurner Posten liegen, die sich von den Bauern füttern ließen „und von einem Haus zum andern aßen wie der Hirt“, und dabei gegen Basel aufreizten, zum Abfall drängten. Sie fanden Glauben. Freie Leute wollten die Untertanen werden; „das Jubeljahr zu Rom gehe an, und wer sich jetzt abfordere, der sei ein freier Mann.“

Am 9. Juli beschloß die Tagsatzung einen großen Zug gegen die Feinde, zehntausend Mann stark, mit Sammlung in Liestal. Gleichen Tags erließ sie die Aufforderung an Basel, sich nunmehr mit Bestimmtheit über seine Stellung zu erklären. Das ruhige Gewährenlassen beliebte jetzt nicht mehr; auch die Rücksicht auf die Wein- und Kornzufuhr und deren Sicherung durch ein neutrales Basel überwog nicht mehr; in dem mächtigen Sturm und Drang dieser Tage schien kein Raum mehr zu sein für Neutrale. Das Verlangen, Basel zu haben und, wenn es nicht sich geben wolle, es zu nehmen, hatte seit Beginn des Krieges den gemeinen Mann in der Eidgenossenschaft erfüllt; jetzt lebte es auch in den Regierungen und Tagherren, war ein Teil des Entschlusses, der die Zehntausend ins Feld schickte. Der Schultheiß Sonnenberg von Luzern und Vogt Fleckly von Schwyz erhielten den Auftrag, namens der Tagsatzung mit Basel zu verhandeln. Sie trafen in Olten mit der Basler Ratsbotschaft zusammen und stellten nun die Forderung, daß Basel sich bündig für oder wider die Eidgenossen erklären, Ja oder Nein sagen solle. Allerwärts erhoben und rüsteten sich unterdessen die Scharen. Aber auch jetzt wieder waren die Gesandten Basels klugerweise nicht im Stande, eine Antwort zu geben. Sie konnten nur zusagen, die Sache daheim vor den Rat zu bringen.

Während nun auf Grund dieser Relation und angesichts Alles dessen, was draußen geschah, im Basler Rate die Wellen jedenfalls hoch gingen, stellten sich bei Dornach die Streiter zum entscheidenden Gange.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/190&oldid=- (Version vom 24.10.2016)