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Zur gleichen Zeit, da Basel der Tagsatzung seinen Willen kund tat, neutral zu bleiben, in den ersten Tagen des Mai, traten die Eidgenossen einen ihrer Kriegszüge in den Sundgau an. Die Stadt war inmitten größter Bewegung. Nahe bei einander im Birstal lagerten Schweizer und Königliche, und von den Pässen her zogen gewaltige Scharen das Baselbiet herab. Als Mitglieder des Rates ihnen bei Liestal begegneten, meldeten sie voll Staunens nach Hause, daß die Eidgenossen so mächtig noch nie beisammen gewesen seien. Neben dem Banner von Bern zählten sie achtzehn Fähnlein. Das Landvolk aber ward mitgerissen; Viele nahmen die Waffen, schlossen sich dem gewaltigen Heere an, vor dem jetzt der Schrecken einherzog. Es habe Liestal mit Gewalt eingenommen und werde nun Basel belagern, hieß es im Sundgau. Aber die Eidgenossen, schon bei Brüglingen scharmützelnd, drangen an Basel vorbei dem Sundgau zu, immerfort dem weichenden Feinde nach, bis Blotzheim, dann bis Habsheim; sie verbrannten, was ihnen am Wege lag.

Von nun an verstummte das Waffengeklirr um Basel nicht mehr, und die Schwierigkeiten häuften sich immerfort, gerade als sollte die Stadt aufs ernsteste geprüft werden in ihrem Willen zur Neutralität. Die Pläne des Feldhauptmanns Heinrich von Fürstenberg, mit gesammelter Macht vom Elsaß her quer durch Basler Gebiet ins Rheintal und Hegau zu ziehen; das anhaltende Gerücht von einem Einfall der Waldstädte in die Ämter; die seltsame Korrespondenz Berns und Solothurns mit dem Liestaler Gemeinderat, wobei von Basel geredet wird als von einer kaum mehr bestehenden Autorität; die Anzeichen von Kriegsmüdigkeit des Sundgaus und das Projekt eines zwischen ihm, Basel und den Eidgenossen zu schließenden Separatabkommens, — Alles dies bezeugt uns die Art und den Umfang der Aufgaben, die Basel gestellt waren.

Dabei verdient das Verhalten Solothurns auch jetzt wieder Beachtung. Während Basel etwa hören konnte, daß bei den Eidgenossen allenthalben seine Sache wohl stehe, seine Haltung als ehrlich und redlich gelobt werde, erfuhr es, daß Solothurn dieser Meinung nicht war. Solothurn hatte allerdings eine andere Stellung als die übrigen Eidgenossen; es war „in den Katzbalg und tägliche Anfechtung“ gesetzt, und wenn den entlegenen Orten genügen konnte, daß Basel nicht zum Feinde hielt, so empfand das in seinen Gebieten stets bedrohte Solothurn die Untätigkeit Basels als einen Schaden. Diese Neutralität war ihm auch von Temperaments wegen unerträglich, und sein Grimm hierüber, von der alten Antipathie getragen, wirkte nun alle diese Kriegsmonate hindurch in endlosem Zank, in Vorwürfen und Verdächtigungen.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/188&oldid=- (Version vom 24.10.2016)