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erwägen werde; der Niedern Vereinigung brachten Basels Gesandte die Erklärung, daß die Stadt des Krieges müßig gehen wolle.

Diese Erklärung der Neutralität war eine Absage an das Reich, ein Abschütteln der im Vertrage von 1493 übernommenen Bundespflicht. Sie war auch eine Ablehnung der eidgenössischen Anträge. Aber den Eidgenossen gegenüber war Basel frei und unverpflichtet. Daher auch der Rat dem König und der Niedern Vereinigung allerdings eine Rechtfertigung seines Beschlusses schuldete, den Eidgenossen höchstens eine Erklärung.

Was den Rat dazu bewog, die Aufgebote des Reiches abzulehnen, war zum Teil schon in der Instruktion vom 17. März ausgesprochen: er fürchtete, wenn er sich des Krieges annehme, ohne weiteres seine Landschaft an die Eidgenossen zu verlieren. Einer Annahme der eidgenössischen Vorschläge aber mußte außer der Scheu, in solche Verbindungen und Verpflichtungen einzugehen, die Erwägung entgegenwirken, daß es ein unehrenhaftes Übergehen zu den Reichsfeinden mitten im Kampfe sein würde. Gegen das Eine wie das Andre aber und für Neutralität überhaupt sprach die Klugheit, die in so kritischer Zeit raschen und endgiltigen Entschluß vermeidet, und sprach überdies ein sehr reales Interesse: wenn die Stadt neutral blieb, so sicherte sie nach Möglichkeit ihr eigenes Gebiet; sie deckte aber auch Sundgau und Breisgau und bewahrte diese reichen Lande, wo sie zahllose Gefälle und Rechte hatte und mit denen sie das alte Gut des feilen Kaufes verband, vor der Verwüstung. Daher auch im Verlaufe des Krieges das wiederholte Eintreten Basels bei den Eidgenossen für die Schonung des Sundgaus, daher die wiederholten Warnungen, die es den einen Kriegführenden wie den andern zukommen ließ, um Aktionen in der Nähe zu verhüten.

Nur eine Einkleidung solcher Gedanken war es, wenn der Rat den Königlichen gegenüber den Beruf seiner Stadt am Oberrhein geltend machte, „Was Basel sei, das gereiche gemeiner Landschaft und Ritterschaft zu Nutzen“; seine Teilnahme am Krieg würde nicht nur ihm selbst die Eidgenossen zu Feinden machen, sondern auch den Vorlanden Schaden bringen.

Die Niedere Vereinigung ließ sich durch Basels Gründe überzeugen und, indem sie selbst am Kriege teilzunehmen beschloß, empfahl sie der Königin und den Hauptleuten, Basels besondere Lage zu würdigen und seine Neutralität gelten zu lassen. Anders die österreichischen Lande. Sie sahen in Basels Entschluß nur die Absage an den König. Die Waldstädte schalten die Basler Verräter. Erregt schrieb der Farnsburger Vogt von Bedrohungen; er war auf das Schlimmste gefaßt. Überall im Sundgau hieß es, die Basler seien Schweizer geworden, und in der Markgrafschaft ging dieselbe

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/183&oldid=- (Version vom 24.10.2016)