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es verlangt, will dieser gerne seine Bäume an der Rheinhalde daheim abhauen lassen, ja das Haus selbst hingeben, damit dort ein Bollwerk gebaut werden könne. „Und war das Haus golden, es sollte mich nicht reuen“. Er will Alles einsetzen für die Stadt. „Muß gekämpft sein, so wollen wir Gott zum Helfer nehmen und die alte Hellebarde und sie lassen walten, daß man daran eine Stadt von Basel spüre.“

Unter der Wirkung dieser Zustände stand natürlicherweise der Rat; in ihm spiegelte sich die Parteiung, wenn auch nicht vollständig, wieder.

Wir erinnern daran, was über die seit 1495 wahrzunehmende Umbildung des Rates gesagt worden ist, sowie an die Gruppe der Männer, die Neues wollten und einführten. Aber so ruhig der Vorgang und so frappant die Übereinstimmung auch zu sein scheint, dürfen wir doch nicht glauben, daß das, was 1501 vollendet wurde, in seinem ganzen Umfange schon jetzt zu sein begonnen habe. Es bereitete sich vor, aber keineswegs in gleicher Absicht und Gesinnung aller Beteiligten.

Den entschieden königlich Gesinnten im Rate standen nicht nur entschieden Eidgenössische gegenüber. Es gab noch jene Gruppe von Parteilosen, und das maßgebende führende Wort hatten zunächst die vorsichtigen Rechner und Opportunisten. Sie wollten die Entwicklung der Dinge abwarten, um je nach ihrem Ausgange handeln zu können. Nur aus dem Vorwalten Solcher ist die Haltung Basels im Kriegsjahre zu erklären, die noch starker Erlebnisse bedurfte, um zur Haltung von 1501 zu reifen.

Eine separate Stellung nahmen hiebei die Bürgermeister Hartung von Andlau und Hans Imer von Gilgenberg ein. Beide waren früher österreichische Beamte gewesen und noch jetzt Lehnsleute des Königs. Schon im Jahre 1498, da Gilgenberg von Max zu diplomatischen Geschäften verwendet und „Rat und Diener“ genannt worden war, hatte dies zu heftigem Wortwechsel im Rate geführt; jetzt, da Krieg war, häuften sich die Schwierigkeiten. Maximilians landesfürstliche Anforderungen an die beiden Herren mußten abgelehnt werden; auf der andern Seite fand bei den Schweizern üble Deutung und war ihnen gegenüber zu rechtfertigen, wenn der Eine oder der Andere Namens der Stadt in Überlingen oder im Feldlager Fürstenbergs verhandelte. Innerlich hielten sie natürlich zum König, und diese Gesinnung mochte sie etwa einmal auch weiter gehen lassen, als eine strengverstandene Neutralität zuließ. Im Allgemeinen war ihre Haltung korrekt und loyal, jedenfalls aber ihr Einfluß auf die städtische Politik nicht entscheidend. Die Leitung Basels lag in den Händen Offenburgs und seiner Anhänger, und die beiden Edelleute waren mehr Geführte als Führer.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/181&oldid=- (Version vom 24.10.2016)