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Am 8., am 18., am 25. März versammelte sie sich; die Entscheidung fiel ihr schwer; endlich am 25. März kam es zu einem Mehrheitsbeschlusse. Straßburg Schlettstadt und Colmar entschlossen sich, den königlichen Mandaten Folge zu leisten; Basel erklärte, neutral bleiben zu wollen. Als seine Gesandten Peter Offenburg und Heinrich von Sennheim, die diese Erklärung in Colmar abgaben, dorthin von Basel abgeritten waren, hatten sie den Rat verlassen in Unterhandlungen mit einer eidgenössischen Gesandtschaft und unter dem mächtigen Eindrucke des vor wenigen Tagen geschehenen Treffens auf dem Bruderholz.


Wenn auch Basel gegen außen geschlossen auftrat, so dürfen wir doch die Zustände nicht übersehen, die Hintergrund dieses Handelns waren.

Von den damaligen politischen Parteien in der Stadt war schon die Rede. Jetzt kam die Wirkung dieses leidenschaftlichen Krieges; auch das städtische Parteiwesen nahm an Heftigkeit zu, zwang immer weitere Kreise in seinen Dienst. Man wußte dies im Lande draußen sehr wohl, und jeder Teil baute darauf Pläne und Hoffnungen, wenn nicht für die Haltung der Stadt selbst, so doch für einzelne Vorteile. In der Tat wurden den Kriegführenden durch ihre hiesigen Anhänger alle möglichen Dienste geleistet mit Meldungen Warnungen Lieferungen usw., ohne Rücksicht, ob die Stadt dadurch kompromittiert wurde oder nicht. Korrekter handelten jene Adligen, die aus der Stadt zogen um ihrem König zu dienen, wie Herman und Jakob von Eptingen, Arnold von Rotberg, Marx Rich u. A.; Einige von ihnen hatten noch vor wenigen Monaten den Hintersasseneid geleistet; jetzt ließ sie der Rat mit Weib und Kind und Gut hinwegziehen. Einzelheiten sodann, die uns gemeldet werden, von Unruhen auf den Zünften, von Verhandlungen dieser mit dem Rate, von dessen Strafurteilen usw., lassen vermuten, wie das damalige städtische Leben beschaffen war. Die Metzgernzunft stellte jedenfalls die lautesten und derbsten Vertreter im eidgenössischen Anhang. Und soweit ging der Drang, Farbe zu bekennen, daß sogar die Nonnen in den Klöstern sich parteiten, die Einen die weißen Kreuze der Schweizer an ihre Schleier hefteten, die Andern die roten der Königlichen. So unmittelbar diese Zeugnisse reden, machen wir uns doch kaum eine richtige Vorstellung von der Heftigkeit des Parteitreibens, das von den Kriegsnachrichten unausgesetzt erregt und erbittert die Stadt erbeben machte. Um so wirksamer daneben die schöne ruhige Erscheinung einiger parteilosen Patrioten. Es sind Bürger, die weder Schweizer noch Österreicher, sondern lediglich Basler sein wollen. Solcher Art ist der Landvogt auf Farnsburg Jacob Iselin. So auch der Homburger Vogt Hans Hirt; wenn der Stadt Notdurft

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/180&oldid=- (Version vom 24.10.2016)