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das Eine sehen wir, daß auch diese Gruppe, wenige Jahre nachdem sie die Riehersippe beseitigt hatte, wieder zur Oligarchie griff. Sie führte 1498 die alten XIII wieder ein. Das Entscheidende waren nicht andre Formen, sondern andre Männer. Wenn dabei auch das Gemeinwesen in schwere Konvulsionen geführt wurde, aus ihnen rang sich eine neue Zeit für Basel.


Der Zusammenhang der Schweiz mit dem deutschen Reiche, seit langem locker, stand in diesen Jahren vor der Auflösung. Die selbständige Entwickelung der schweizerischen Bundesgenossenschaft ward immer deutlicher; einzelne Streitigkeiten zeigten, daß es sich nicht um ein gelassenes Auseinandergehen handeln konnte. Was aufeinander traf, war nicht nur politische Gegnerschaft; eine Feindschaft der Stämme trat gewaltig vor, äußerte sich beiderseits in herausforderndem Hohn, in den übelsten Schimpfreden, drängte mit zahllosen kleinen Händeln einem Kriege zu, der anders als alle seine Vorgänger ein Krieg der Völkerschaften sein mußte.

Im Januar 1499, an der rätisch-tirolischen Grenze, brach der Krieg aus, und sofort standen die Gebiete zu beiden Seiten des Rheines in Bewegung.

Basel hatte den Krieg vorausgesehen und war gerüstet. Mit den Aufzeichnungen früherer Kriegszeiten verglichen überraschen jetzt die Angaben durch ihre Ruhe. Nichts von dem unzähligen Detail, das dort die Hast der plötzlich nötig gewordenen Zubereitungen verriet. Das St. Albantor, das Steinentor, das St. Johanntor, das Bläsitor wurden geschlossen und verrammelt; nur die übrigen drei Tore blieben passierbar. Der gewöhnliche Wachtorganismus erhielt eine Erweiterung um berittene Wächter, um die „Zuwacht“ in beiden Städten und um Streifwachen vor den Mauern. Die Tätigkeit der über die Kriegssachen Geordneten wurde geregelt, die Sitzungsordnung der IX und der XIII suspendiert; sie sollten zusammenkommen, wann es nötig und möglich sei.

In diese ruhige Vorbereitung herein strömte nun haufenweise, erregt und geängstigt, das Landvolk. Sundgauer Markgräfler Leimentäler suchten hier ein Asyl. „Eine forcht ist under das folk und lant kommen, das nit dafon ze schriben ist“. Von allen Türmen der Dörfer in den Vorlanden erging der Glockensturm zur Sammlung der Waffenfähigen. Aber das Aufgebot fand wenig Willigkeit; langsam, ohne Ordnung und Zucht, sammelten sich die Truppen im Feldlager bei Altkirch. Dabei kamen Tag um Tag den Rhein herab die Nachrichten vom Kriegsschauplatze. Sie meldeten auf Seiten der Schwaben Mangel, Rat- und Hülflosigkeit, Untüchtigkeit der Führer, Feigheit der Geführten, und dieser Schwäche gegenüber die wilde vorstürmende Kraft

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/178&oldid=- (Version vom 24.10.2016)