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Macht seiner Familie, seine persönliche Macht. Mit einer beispiellosen Cumulation besaß er neben dem Oberstzunftmeisteramt eine Unzahl von Mitgliedschaften in Kollegien und Pflegereien. Kaum ein Ratsgeschäft von Bedeutung, bei dem er nicht in erster Linie beteiligt war. Zum Unwillen Vieler. Schon im Teurungsjahr 1491 hatten seine Kornspekulationen zu allerhand Reden auch im Rate geführt. Jetzt im Januar 1495 kam der Sturm zum Ausbruche. Noch trat Riehers Sohn Heinrich — gleich dem Vater Wirt zum goldnen Löwen, dann Gewandmann, der aber auch mit Spezereien und Pfennwerten Handel trieb und an der großen Rieherschen Färberei beteiligt war, seit 1485 Ratsherr zu Hausgenossen — mit der gewohnten Arroganz und Heftigkeit auf, beschwerte sich über die Haltung des Rates in seinem Prozesse mit Wilhelm Edelmann, drohte, auf dem Markt und von den Münstertürmen laut schreien zu wollen um sein Recht. Es war sein letztes Auftreten dieser Art. In derselben Sitzung, am 10. Januar, beschloß der Rat eine Debatte über der Stadt Regiment unter Ausschluß der gesamten Sippe Rieher. Die Verhandlung, mit auffallender Wichtigkeit vorbereitet, fand statt und endigte mit der Entsetzung des alten Rieher vom Oberstzunftmeistertum. Auch als Salzherr mußte er zurücktreten, da der des Unterschleifs verdächtige Salzmeister Hauenstein sein Tochtermann war. Damit war der Bann gebrochen. Vor diesem einzigen entschlossenen Schritte wich der einst so mächtige Mann. Er floh heimlich aus der Stadt, zunächst zum Rötler Markgrafen, dann nach Pruntrut. Auch seine Söhne Heinrich und Lienhard machten sich davon, unter Bruch der Eide, die sie zum Dableiben verpflichteten. Und nun hob die „Sache Rieher“ an, die den Rat Jahre lang beschäftigte, mit Einmischung von Fürsten und Herren, mit Versuchen gütlicher dann rechtlicher Verhandlung, mit Kommissionalberatungen Schreiben Gesandtschaften ohne Ende. König Max trat völlig für die Rieher ein, nahm sie in seinen Schutz, machte sie zu seinen Dienern und Hofgesinden. Aber der Basler Rat gab nicht nach. Im Juni 1496 gelang ihm, die Söhne Rieher auf Schloß Wildenstein festzunehmen; nun folgte zu Basel im Folterturm Verhör nach Verhör, und am 20. Juli 1496 wurde Heinrich enthauptet; sein Bruder Lienhard blieb im Kerker liegen bis zum August 1501. Der Alte aber war als Intrigant noch Jahre lang tätig, meist am königlichen Hof sowie bei den Reichstagen, und zwang Basel unausgesetzt zu Arbeit und Gegenwehr. Endlich im August 1501 machte er seinen Frieden mit dem Rat. Worin die Schuld Riehers bestand, ist nirgends zusammenfassend dargelegt; die sehr zahlreichen Akten zeigen nur, daß man der Sache die größte Wichtigkeit gab. Bemerkenswert aber ist das Einstehen Bischof Caspars, des Markgrafen, des Bischofs von

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/175&oldid=- (Version vom 24.10.2016)