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Anführer waren die Brüder Peter und Hans Bischoff, aus einem seit mehreren Generationen angesessenen begüterten Geschlechts, Beide Metzger und als solche noch besonders gereizt durch die Fleischsteuer und die neue Metzgerordnung von 1480. Um Weihnachten 1481 wurde der Plan entworfen. Man wollte den Rat während seiner Sitzung überfallen, die Herren teils „erstechen und metzgen“, teils ins Gefängnis werfen und „mit den Zehen an die Seile henken“, bis sie bekennten, wohin der Stadt Gut verwendet werde. Zur gleichen Zeit sollte das Zeughaus besetzt und durch Schließung der Straßen und Tore jede Flucht verhindert werden. Ein andrer Plan war, am Georgstag, wenn das Volk von dem üblichen Fest in die Stadt heimkehre, auf der Rheinbrücke die dort stehenden Ratsherren niederzumachen. Im einen wie im andern Fall sollten auch Alle, die dem Rate helfen würden, getötet werden. So gedachte man „die Erberkeit zu ermorden“ und die Stadt in fremde Gewalt zu bringen.

Und wozu dies Alles? Weil auch die Brüder Bischoff fanden, man steure zu viel und wisse nicht, was aus dem Gelde werde. Diese Anschuldigungen genügten, um Unzufriedenheit mit der allgemeinen Lage, Gier und persönlichen Haß zur Tat zu treiben; auch waren die Vorwürfe so populär, daß die Absicht rasch um sich griff. Auf Zunftstuben und in Gärten fand man sich zusammen; ein geheimer Bund wurde verabredet, der eine ansehnliche Zahl „loser Knaben“ umschloß. Offensichtlich eine Verschwörung vor allem von Angehörigen der niedersten Einwohnerschaft, des Pöbels. Aber es ist nicht undenkbar, daß Graf Oswald von Tierstein um die Sache wußte und daß bischöfliche Agenten mit Geld und aufhetzenden Reden tätig waren. Vielleicht hatten auch auswärtige Ereignisse wie die Ermordung des Sforza 1476 und das Attentat auf die Medici 1478 das Ihrige getan; jedenfalls ist das nahe zeitliche Zusammentreffen mit dem Hemmersbachischen Aufruhr in Köln zu beachten.

Aber wie fast immer bei Konspirationen geschieht, so machten auch hier, ehe der Schlag geführt wurde, Angst und Reue einen der Verschworenen im letzten Moment zum Verräter. Es war dies der Bäcker Hans Schuler genannt Pfefferlin. Er berichtete, anfangs Aprils 1482, Alles dem Bürgermeister Bärenfels und dem Rieher, und diese trafen sofort ihre Maßregeln. In einer Großratssitzung kam die Sache zur Sprache, noch ohne Nennung von Namen; aber Peter Bischoff, der als Sechser dabei saß, sah nun das Vorhaben entdeckt. Unmittelbar aus der Sitzung floh er mit seinem Bruder in die Freistatt des St. Albanklosters; Pfefferlin, der sich trotz seinem Verrat nicht sicher fühlte, folgte ihnen. Die andern Verschworenen wichen aus der

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/170&oldid=- (Version vom 28.8.2016)