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Bischof Caspar nimmt im Sommer 1497 den alten Streit wieder auf und zwingt den Rat, der diese Plage vor dem Kammergericht zur Ruhe gebracht zu haben glaubte, zu neuen Verhandlungen. Aber auch die Nachbarn ringsum regen sich, und es ist, als ob die allgemeine Aufregung und das Bewußtsein, einer gewaltsamen Umgestaltung entgegenzutreiben, die Anlässe zum Zwist vervielfältige und jeden kleinen Hader mit unverhältnismäßiger Leidenschaft fülle. Gegen die Herrschaft Rheinfelden hat Basel zu streiten wegen der Grenzen seines Amtes Farnsburg, wegen Besteuerung und Aufgebot der Baselleute im Fricktal usw.; gegen Graf Wilhelm von Tierstein, der zu Münchenstein „in des Königs Eigentum und unsrer Pfandschaft“ ein Hochgericht aufrichten läßt; gegen die Solothurner wegen der Eigenleute, wegen eines zu Dornach von Basler Holzflößen geforderten Zolles, wegen der Eichelweide zwischen Trimbach und Läufelfingen, wegen Besorgung des Lastseils am Hauenstein. In der Markgrafschaft kündigt der zwischen Markgraf Philipp von Hochberg und Markgraf Christoph von Nieder-Baden geschlossene Erbvertrag eine große Veränderung an. Im Elsaß ist Fehde nicht nur zwischen dem und jenem Junker, sondern auch die Großen führen Krieg, der Bischof von Straßburg mit dem Pfalzgrafen, der österreichische Landvogt mit denen von Sulz und wegen dieser mit dem Bischof von Straßburg, und die Niedere Vereinigung hat bewegtere Geschäfte als je; überall muß Basel ratend und vermittelnd dabei sein. Auch in eidgenössischen Angelegenheiten, vor allem im großen Streite wegen der Varnbüler und der Ächtung St. Gallens durch das Kammergericht; Peter Offenburg nimmt an den Konferenzen mit dem König zu Innsbruck als Vermittler teil. Klar erkennt Basel, wie ein Krieg immer näher rückt. Den Gerüchten, die ganz Süddeutschland erregen, von einem Einfall der Schweizer über den Rhein her, treten andere Meldungen zur Seite, daß der französische König in den Sundgau ziehen wolle. In der Mitte aller dieser Drohungen und Gefahren steht Basel. Es hört, daß Frankreich in der Eidgenossenschaft Werbung treibe und ihm Knechte in großer Zahl zulaufen; dasselbe geschieht, allen Verboten zum Trotz, in der eigenen Landschaft Basels. Voll Sorge schreibt der Rat über diese Dinge an seine Gesandten beim Reichstag. Im Juni 1497 ist dieser zu Worms zusammengetreten, und Basels Vertreter sind Hartung von Andlau und Lienhard Grieb d. j.; ohne Erhebliches geleistet zu haben, löst sich der Tag im August auf, um erst im Mai 1498 wieder zusammenzutreten. Diesmal in der nächsten Nähe Basels, in Freiburg, und es ist deutlich zu spüren, wie intensiv Basel an den Geschäften der Versammlung teilnimmt, an den Beschlüssen über die Reichsreform, an den

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/166&oldid=- (Version vom 28.8.2016)