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hatte erreicht werden sollen, und ging weit über das hinaus, was der Bund mit den Schweizern geschaffen hatte. In jeder Beziehung war sie ein politischer Erfolg Maximilians. Ohne Zweifel eine Frucht des glücklichen burgundischen Feldzuges. An die Wiedergewinnung der Freigrafschaft schloß sich jetzt diese Organisation der oberrheinischen Grenzwehr.

Wenige Tage später, am 19. August 1493, starb Kaiser Friedrich, und Maximilian bestieg den Thron Deutschlands.

Die Beziehungen Basels zum Reiche gewinnen in der Maximilianischen Zeit unverkennbar einen neuen Ton. Schon die Korrespondenz zeigt dies. Sie ist außerordentlich rege. Friedrichs Schreiben, feierlich, voll Form und Stil, entsprachen völlig dem festen Gefühl dieses Herrschers für die unvergleichliche Hoheit und Würde seiner Stellung. Ganz anders jetzt bei Max. Unaufhörlich laufen zahllose kleine Billets von ihm ein, Mitteilungen und Wünsche aller Art, oft von Geringfügigem handelnd, mit wenig Formalitäten. Aber neben diesen Blättchen stehen große solenne Mandate, zuweilen gedruckt, typographische Prachtstücke; auch hierin zeigt sich ein Fortschritt über die Art der friderizianischen Kanzlei hinaus.

Außer der Korrespondenz vollzieht sich der Verkehr in zahlreichen Gesandtschaften. Nicht nur große Herren haben im Aufträge des Königs mit dem Rate zu reden; auch die königlichen Beamten und Bediensteten zeigen sich jetzt häufig in Basel: Rentmeister Büchsenmeister Wagenmeister Zeugschreiber Spießmacher Schaffner usw. Hans Imer von Gilgenberg muß dem König wiederholt Geschäfte besorgen; das eine Mal sind es politische Dinge, das andere Mal hat er die Falken, die im Baselbiet gefangen werden, für Max aufzukaufen. Auch der edle Herr Artus von Somon ist eine dieser neuen Figuren.

Max nimmt Basel unausgesetzt in Anspruch. Der Rat muß an des Königs Stelle den Eid des Arnold von Rotberg für dessen Reichslehen entgegennehmen, eine Kriegssteuer des Grafen von Fürstenberg für ihn einkassieren, ein Gelddepositum seines Rates Gossembrot verwalten; er hütet auch Kriegsgerät des Königs, Pulver Wagenräder Seile, die aus Mailand kommenden Waffensendungen, Nürnberger Harnische und Büchsen; Maximilian will einen seiner Küchendiener im Basler Spital verpfründen usw.

Erheblicher war die Angelegenheit des Romzugs, mit der Maximilian zum ersten Mal im November 1494 den Rat behelligte. Er zeigte an, daß er die kaiserliche Krone zu empfangen gedenke, und verlangte das übliche Geleite. Über Jahre hin zog sich dann dieses Traktandum, ohne je Erledigung zu finden. Aber gleich zu Beginn schon verknüpfte der Rat damit das Geschäft

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/162&oldid=- (Version vom 28.8.2016)