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würde. Item wie es uns mit Münchenstein ergangen ist. Sollten wir in den Schwäbischen Bund uns verpflichten, von dem die Eidgenossen meinen, er sei gegen sie gemacht und geschlossen, so würden sie über uns herfallen, das Unsere einnehmen und verderben, und wir würden gezwungen sein zu tun, was wir ungerne tun, und vom heiligen Reich abgetrennt werden.“

Für uns sind diese rückhaltlosen Äußerungen vom höchsten Werte. Der Rat erkennt in den Eidgenossen die Gegner der Stadt; er will beim Reiche bleiben, hat sich diesem aufs neue und stärker als bisher verpflichtet; aber den Schritt, der die Freiheit der Stadt als Kampfpreis zwischen die Gegner wirft, versagt er, keinen Augenblick zweifelnd, wer im Kampfe Sieger sein würde.

Diese Politik, an den Lehren der seit dem burgundischen Krieg verflossenen zehn Jahre gebildet, beherrscht von nun an, wieder ein Jahrzehnt lang, die Haltung der Stadt. Nichts Schwankendes ist mehr in dieser Haltung. Aber viel Vorsicht und keinesfalls etwas Großes. Das Verhängnis Basels ist gewesen, daß seine Kraft nie dazu ausgereicht hat, die eigenartige Gunst seiner Lage nach Nord und Süd herrschend zu genießen, die Bedeutung von Durchgang und Schwelle politisch zu bemeistern und über sie hinauszuwachsen.


Regelrecht erfüllte nun Basel seine Reichspflicht. Vorerst beim flandrischen Krieg. Für den nach Speyer angesagten Reichstag im Januar 1489 hatte der Rat seine Gesandten instruiert, eine Teilnahme am Zug in die Niederlande abzulehnen; aber den Beschlüssen des Reichstages gegenüber, der dann im Juni zu Frankfurt stattfand, vermochte Basel seine Neigung nicht festzuhalten. Hans von Bärenfels war dort Basels Vertreter und willigte darein, daß die Stadt zu der „eilenden Hilfe in Niederland“ siebenundzwanzig Fußknechte stelle; die außerdem auferlegten acht Reiter konnte er abmarkten. So rüstete denn der Rat auf den Herbst wieder eine Expedition. Er nahm den Söldnerführer Diebold Sömlin in seinen Dienst, ließ durch ihn die Knechte werben und machte ihn zu deren Rottmeister. Ende Septembers stellte sich diese Basler Truppe in Köln unter die Befehle des Reichsfeldherrn Albrecht von Sachsen und zog ins Feld. Noch im Mai 1490 finden wir Sömlin und seine Söldner in Flandern; der Rat empfahl ihm, die Zahl der Mannschaft auf glimpfliche Weise zu mindern. „Wir halten nicht für nötig, allezeit die volle Zahl der Knechte zu halten.“

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/156&oldid=- (Version vom 28.8.2016)