Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 2,1.pdf/155

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Dieses Privileg erlangte der Rat durch seine Sukkursleistung nach Flandern; namentlich aber dadurch, daß er in dem Briefe den Kaiser sich den ordentlichen Herrn der Stadt Basel nennen ließ. Es waren nur wenige Worte; aber zusammengehalten mit dem Handeln Basels in den nun folgenden Zeiten zeigen sie uns, daß der Rat dabei auf den freistädtischen Charakter seiner Stadt Verzicht leistete. Basel stellte sich in die Reihe der gewöhnlichen Reichsstädte.

Es war kein großes Opfer. Die wiederholten Leistungen für das Reich, die Basel in den letzten Jahren über sich genommen hatte, zeigen, daß die Stadt in diesen Dingen nicht straffen Grundsätzen folgte. Sie fand es bei Gelegenheit vorteilhaft, sich nicht auf ihr freistädtisches Recht zu versteifen, sondern dem Kaiser zu geben was er wünschte, und so brachte der Antwerpner Freiheitsbrief, der im übrigen so Wichtiges gewährte, den Reichsbeziehungen Basels nur eine Änderung der Form, nicht der Sache. Auch die Reichsstadt Basel vermochte noch den Huldigungseid abzulehnen, wie ihn die Freistadt abgelehnt hatte, und sich auch sonst in ihrem Bereiche dem Willen des Kaisers gegenüber zu behaupten.

Es zeigte sich dies sofort bei den mit der Antwerpner Sache zusammenfallenden Verhandlungen über Basels Beitritt zum Schwäbischen Bunde. Basel erhielt den Befehl des Kaisers, dem Bunde beizutreten, unter Androhung der Acht und einer hohen Geldstrafe. Umgehend antwortete der Rat. Den Beteuerungen seines guten Willens, dem Hinweis auf all das von ihm seit den Tagen Karls von Burgund für das Reich Geleistete folgt die Erklärung, daß er dem Mandat nicht gehorchen werde; der Beitritt zum Bunde würde den Untergang Basels, seine Abtrennung vom Reiche bewirken. „Basel sei an viel sorglicheren Enden gelegen, habe viel gefährlichere Nachbarn als die andern Reichsstädte.“

Also auch hier wieder wird geltend gemacht, wie außergewöhnlich und exponiert die Lage der Stadt sei. Daß der Rat dabei an die Schweizer dachte, ist nach allem Vorangegangenen, auch nach dem zu allerletzt noch durch Bern im Streite wegen Lienhards von Aarau Geleisteten, begreiflich. Die Instruktion, die der Rat an Offenburg nach Antwerpen schickte, um dort dem Kaiser Basels Ablehnung zu übergeben, gibt zudem volle Klarheit über die hier herrschenden Anschauungen. „Was Freundschaft die Eidgenossen uns bisher erzeigt haben und täglich erzeigen, ist dir wohl kund und magst du offen und deutlich dem Kaiser sagen. Wie unsre Schlösser und Gebiete durch sie begehrt werden, weißt du von deinem Schlosse Farnsburg; wenn sie dieses hätten, ist leicht zu erkennen, was das für Österreich bedeuten

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/155&oldid=- (Version vom 28.8.2016)