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Der Verkauf der Vorlande an Bayern kam freilich nicht zur Ausführung. Sondern unmittelbar an diesen Handel schloß sich der Untergang Sigmunds. Schon im August war der Kaiser eingeschritten, hatten sich die Tiroler Stände mit Klagen wider das „böse“ Regiment Sigmunds und seiner Räte erhoben. Diese, unter ihnen auch Graf Oswald von Tierstein, wurden entfernt, dann am 8. Januar 1488 geächtet. Der Verkauf der Vorlande ging zurück. Sigmund mußte die Verwaltung seiner Gebiete den Ständen überlassen und erhielt an seine Seite ein von ihnen gewähltes Ratskollegium. Ohne Macht, in schmählicher Abhängigkeit lebte der alternde Fürst dahin; nach zwei Jahren verzichtete er zu Gunsten Maximilians auf die Regierung.

Wir verstehen die Wirkung dieser Katastrophe auf Basel. Von nun an sollte die Stadt nur noch mit dem Gesamthaus Österreich zu tun haben; Leitung des Reiches und Regierung der benachbarten Vorlande waren eins. Auch der alte Feind Oswald von Tierstein war in diesem Wirbel untergegangen. Seine Ächtung durch den Kaiser wurde in Basel am Rathause angeschlagen; als sein Schreiber ein Gegenmanifest daneben nageln wollte, verbot dies der Rat, und dem Grafen selbst bedeutete er, daß er sich hier nicht zeigen möge; wenn ihm etwas Unliebes begegnete, würde es dem Rate leid sein, aber nicht gehindert werden. Solothurn natürlich trat für Oswald ein, wurde aber vom Rat abgewiesen. Bald darauf starb der Graf.


Als Schluß der Entwickelung, da Basels Beziehungen zu den Eidgenossen soviel als gelöst sind, sein Verhältnis zum Reiche und zu Österreich ein zusammengefaßtes einheitliches geworden ist, Graf Oswald von Tierstein nicht mehr existiert, ergibt sich ein angenehmer Zustand der Vereinfachung und Klärung, um dessen willen allein schon diese Zeit als bedeutsam in der Stadtgeschichte gelten könnte. Es handelt sich dabei freilich nur um einen Moment; aber auch das nun Eintretende und sofort aufs neue Verwirrende macht, daß diese Jahre Epoche bilden. Vor allem der Schwäbische Bund. Gleichzeitig mit den Abmachungen über Verkauf der österreichischen Vorlande an Bayern hat er sich gebildet, 1487, als ein Landfriedensbund der Fürsten Ritter und Städte Schwabens, mit deutlicher Richtung gegen die von Wittelsbach angestrebte Machtverschiebung in Süddeutschland, durch Kaiser Friedrich als eine Stütze seiner Hausinteressen mit allen Mitteln gefördert. Sodann das akute, Alles in Bewegung bringende Ereignis der Festnahme König Maximilians durch die meuternden Bürger von Brügge am 1. Februar 1488. Zugleich wird auch

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/152&oldid=- (Version vom 28.8.2016)