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alles bisherigen Streitens und gegenseitigen Forderns wurde die Münchensteiner Pfandschaft von 1479 ausdrücklich bestätigt und die Pfandsumme erhöht um die siebenhundert Gulden die Basel für Herzog Sigmund den Solothurnern gezahlt hatte, um die siebenhundert die es jetzt dem Konrad Münch lieh, endlich um die tausend die es auf den Bau des Schlosses verwendete; die Pfandsumme belief sich nun im ganzen auf achttausendvierhundert Gulden.


Das Verfahren der Eidgenossen bei diesen Münchensteiner Händeln ist zu verstehen als Zügelung der ungeschickten solothurnischen Petulanz, nicht als Begünstigung Basels. Wir nehmen wahr, wie Basel und die Eidgenossenschaft in den Jahrzehnten, die dem gemeinsamen Kampfe gegen Burgund folgen, auseinandergehen. Die Scheidung beginnt schon nach der Murtner Schlacht und wächst von da an bis zu völligem Losgelöstsein.

Das Bewundern der Eidgenossen im Heerhaufen und auf dem Schlachtfelde hinderte keineswegs, daß sie an und für sich dem Basler antipathisch waren. Der Rheinländer, der Städter, der Behutsame und in tausend Formen und Bedenken Erzogene nahm Anstoß an ihnen, sobald sie mit ihrem derben rauhen, keine Rücksichten kennenden Wesen ihm in die Nähe kamen. Wie Offenburg von den Schweizer Zuzügern 1445 redet, wie der Kaplan Appenwiler den Vorbeimarsch der Schweizer bei Basel 1468 schildert, wie dann auch Knebel gelegentlich seiner Galle den Lauf läßt, verrät deutlich eine dauernde und verbreitete Gesinnung. Und diese ward genährt durch das Benehmen Solothurns, das in vorderster Linie und unaufhörlich den Baslern ein Repräsentant eidgenössischen Wesens war. Aber auch Basel war für die Schweizer ein in seinem Wesen Fremdes und Ungenehmes. Jenen Äußerungen der städtischen Chronisten antworteten von jenseits des Gebirges die dort so oft unter dem gemeinen Mann laut werdenden Reden von der unverläßlichen abgesonderten, ja zum Landesfeind haltenden Art Basels.

In solcher Weise steht etwas Gegensätzliches vor uns. Und doch zeigt uns die bisherige Geschichte unzählige Male und zum Teil sehr eindrücklich, wie in gemeinsamen Taten Basels und der Eidgenossen, im Hilfebegehren und im Hilfeleisten eine andre Auffassung lebte. Wann und wie weit bei dieser das gewöhnliche Interesse und die Politik wirksam war oder aber ein höherer Gedanke, eine Überzeugung und Ahnung für einander bestimmt zu sein, das zu deuten ist unmöglich.

Aber jetzt trat auch in diesen politischen Beziehungen ein Wandel ein. Ganz im Zusammenhang mit der Entwickelung, welche die Eidgenossenschaft

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/142&oldid=- (Version vom 28.8.2016)