Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 2,1.pdf/139

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

nochmals mit Heftigkeit aufeinander. Lienhard Grieb, Thomas Sürlin und der Stadtschreiber waren Basels Gesandte, und ihre Briefe an den Rat geben uns das lebendigste Bild der Verhandlungen. Sie malen die Stimmung in Solothurn, wo der „Pöbel überhand genommen hat und die Vernünftigen kein gutes Wort zu der Sache zu reden wagen dürfen.“ Auch Österreich, als Lehnsherr, ist bei dem Handel beteiligt; seine Gesandten sind in Solothurn anwesend; sie reden für Basel, beschweren sich gleich den eidgenössischen Boten über die Starrköpfigkeit der Solothurner. Endlich kommt ein Kompromiß auf Bern zu Stande, den dann aber Herzog Sigmund nicht anerkennen will, sondern mit Berufung auf die ewige Richtung Solothurn vor das Recht zu Konstanz mahnt. Mühsam schleppend gehen die Verhandlungen weiter, während die Streitenden wie zum Schlag bereit gegeneinander stehen, Basel alle seine Schlösser mit Bewaffneten füllt, unaufhörlich mit Soldzahlungen, Transporten von Büchsen Munition und Proviant, Gesandtschaften und Briefen zu tun hat. In den immerhin die Formen wahrenden Wortwechsel der Regierungen mischen sich die Reden des gemeinen Mannes, roh und maßlos. Der Rappenwirt Claus in Basel schmäht die Solothurner, droht ihnen, daß die Gruben zu St. Jakob eingefallen seien und wieder gefüllt werden müssen. Weiber wie Barbara Fasnacht tragen geschwätzig weiter, was an Schimpfworten da und dort gefallen ist, und schüren die Zwietracht. Dabei ist zu beachten, wie Österreich in diesem Streite durchaus auf Seite Basels steht; der Basler Rat erklärt ausdrücklich, daß er bei der Pfandschaft Münchensteins bleiben, im Falle der Lösung aber das Schloß nur dem Herzog geben wolle, nicht den Solothurnern. Dem entspricht auch kurz darauf der Entscheid der eidgenössischen Boten, am 14. Oktober 1486: der von Solothurn mit Konrad Münch geschlossene Kauf wird aufgehoben und dem Herzog Sigmund überlassen, das Schloß zu seinen Handen von Basel zu lösen; den Solothurnern soll er für ihre Auslagen Mühe usw. siebenhundert Gulden zahlen.

So war Solothurn im eidgenössischen Recht unterlegen. Aber es gab sich nicht zur Ruhe. Ungeduldig drang es darauf, daß Basel Münchenstein räume und dem Herzog übergebe. Sigmund, von andern Dingen aufs stärkste in Anspruch genommen, hatte in der ganzen Münchensteiner Sache jedenfalls weniger aus eigener Initiative als auf Antrieb Basels gehandelt. Er beeilte sich weder mit der Zahlung der siebenhundert Gulden an Solothurn, noch mit der Übernahme des Schlosses, und Basel selbst hatte kein Interesse, ihn zur Eile zu mahnen. Es begnügte sich damit, das Geld für ihn an Solothurn zu entrichten, und zur gleichen Zeit tat es im obern

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/139&oldid=- (Version vom 22.8.2016)