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Farnsburgs Nachbarn Grenzen und Rechtsame zu verletzen unaufhörlich bestrebt waren. Die Plage war groß, und dennoch überrascht, was Basel jetzt tat. Nur einem momentanen Unmut, einem schlaffen Müdewerden ist zuzuschreiben, daß der Rat im Herbst 1481 sich mit dem Gedanken eines Verkaufs der Herrschaft Farnsburg beschäftigte; er würde damit allerdings den ganzen lästigen Streit mit einem einzigen Ruck abgeschüttelt, aber auch seine stolzeste Herrschaft eingebüßt haben. Er ließ sie unter der Hand als feil ausbieten, und natürlich fand sich sofort ein Käufer. Es war dies Ritter Mang von Habsberg, der Vogt der Herrschaft Rheinfelden; hinter ihm standen Tierstein und Österreich. Vor solcher Aussicht scheint der Rat sich denn doch wieder ermannt zu haben, zur Besinnung gekommen zu sein; mit keinem Worte mehr wird des Verkaufsprojektes gedacht.

Aus diesem Gewirre von Wirkungen und Gegenwirkungen ergab sich aber schließlich allen Beteiligten, daß ein guter Vergleich dem Streiten vorzuziehen sei, sofern nur Basel das Mittel, das in seinen Händen stets am besten den Frieden bewirkt hatte, das Geld, nicht sparte. Markgraf Rudolf nahm sich der Sache von neuem an, und am 28. November 1482 kam ein Vergleich zu Stande. Die Grafen von Tierstein traten die Sisgauer Landgrafschaft samt der Herrschaft Diegten an Basel ab gegen Zahlung von dreitausendachthundert Gulden; Graf Oswald übernahm es, die Zustimmung des Basler Bischofs als Lehnsherrn zu erwirken; für den Fall, daß diese Zustimmung nicht erhältlich sein sollte, versprach Oswald die Rückgabe des erhaltenen Geldes an Basel.

So der Vertrag. Aber Bischof Caspar mochte sein Diplom vom Dezember 1480 doch nicht so bald schon Lügen strafen. Die Vorteile, die den Grafen bestimmt haben mochten, bestanden für ihn den Bischof nicht. Er versagte seinen Konsens. Er gab ihn auch in der Folge nicht. Und so war auf Jahrzehnte Alles wieder so, wie es vor Ausbruch des Streites gewesen, nur daß die Grafen eine Summe Geldes eingenommen hatten, deren Rückgabe, dem Vertrage gemäß wegen Ausbleibens des bischöflichen Konsenses, die Stadt wiederholt vergeblich begehrte.


Von der Teilnahme Solothurns am Streite der Tiersteiner mit Basel war die Rede. Jetzt verlangt Beachtung, was eigener Zwist Solothurns selbst ist. Nach der Stille der Burgunderzeit wacht dieser alte unsterbliche Hader wieder auf, rührt sich längs der ganzen Grenze, wächst rasch und stürmisch zur heftigsten Erbitterung.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/136&oldid=- (Version vom 22.8.2016)