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genug, um seinem geringfügigen Streit mit Basel den Reiz einer Eigenart zu geben. Als Burgund sich am Oberrhein festsetzte, hatte die Fehde des Eptingers mit Solothurn ihr Ende gefunden. Der Ritter sah sich in freier Bewegung und ging sofort, gleich andern seiner Standesgenossen, in die glänzende, alles Mögliche verheißende Gefolgschaft Karls von Burgund über. Der Lohn blieb nicht aus. Während der Herzog im Sundgau weilte, am 10. Januar 1474, nahm er den Prattler Herrn samt Schloß und Dorf in seinen Schutz auf, und dem später sich bildenden guten Einvernehmen Karls mit Kaiser Friedrich entsprach es durchaus, daß nun auch dieser dem Hans Bernhard seine Gunst schenkte. Er tat es durch ein seltsames Diplom vom 4. September 1476, mit der Zusicherung allgemeiner Steuerfreiheit sowie ausschließlicher Gerichtszuständigkeit vor dem Kaiser, namentlich aber mit der Verleihung eines Jahrmarkts für den „Flecken“ Pratteln, jährlich auf 1. Oktober, und einer zugehörigen Fähre über den Rhein. Deutlich richtete sich die Spitze dieses Privilegs gegen Basel, und nur wie Hohn konnte es dem Rate klingen, als ihn Hans Bernhard im September 1478 aufforderte, den Zünften die Einladung zum Besuche dieses Jahrmarktes zukommen zu lassen. Daß Feindschaft zwischen ihnen war, zeigte sich allenthalben; Ritter Kaspar von Mörsberg versuchte im Januar 1481 vergeblich, den Vermittler zu machen. Ruhe ward nicht, und Basel hatte mit dem Eptinger zu fechten bis an dessen Tod.


Vom Verhältnis zum Bischof wird noch eingehender zu reden sein. Aber die Gegnerschaft des alten Stadtherrn zeigte sich nicht nur in eigenen Forderungen und Beschwerden, sondern sehr spürbar auch in der Einwirkung auf den Streit Basels mit Graf Oswald von Tierstein.

Denn jetzt tritt, nachdem der Kriegslärm verhallt und die hohe, selbst Neider und Gegner zu gemeinsamem Handeln einigende Gesinnung geschwunden ist, auch Graf Oswald wieder seine Rolle des obstinaten Widersachers von Basel an. Er hatte mancherlei durchgemacht. Erst war er Rat und Diener des Herzogs Karl von Burgund, dann dessen Gegner gewesen, hatte die österreichische Landvogtei im Elsaß und Breisgau erhalten, bei Murten und Nancy die siegreichen Heere gegen Karl geführt. Aber unvergessen war auch sein stets störendes Benehmen in der Niedern Vereinigung, wo fast Jeder ihm mißtraute. Jetzt, seit Herbst 1476, stand er im Dienste des Herzogs Renat von Lothringen als dessen Marschall.

Überall und in jeder Tätigkeit ein Mann hoher Begabung und Energie wurde er doch durch den Niemandem zu bergenden Verfall seines Hauses

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/132&oldid=- (Version vom 14.8.2016)