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ins Feld rücken soll. Die Niedere Vereinigung faßt ihre letzten Beschlüsse. Aus Lothringen kommt die Kunde vom Siege der Verbündeten bei Sankt Niklausport. Am 4. Dezember gestattet die Tagsatzung endgiltig die Werbung durch Herzog Renat. In wenigen Tagen schon ist die Werbung durchgeführt, und als Sammelplatz der Geworbenen dient Basel. Diese Stadt wird zum brausenden Kriegslager.

Nicht nur Herzog Renat, sondern auch die Stadt Straßburg hatte Söldner in der Schweiz geworben, und auch diese mußten sich in Basel stellen. Schon am 14. Dezember fuhren ihrer Dreihundert hier zu Schiffe ab. Dann aber zogen die Söldner des Herzogs herein. Am 18. Dezember zweihundertdreißig Solothurner, am 19. vierhundert aus der Herrschaft Lenzburg und hundert von Willisau, am 21. dreizehnhundert Zuger und Luzerner, dann über zweitausend Zürcher unter Hans Waldmann, weiterhin die Berner Unterwaldner Schwyzer usw. Schar um Schar strömte herein. Zuletzt waren es ihrer achttausendvierhundert Mann.

An Biwakieren war bei der Kälte nicht zu denken. Und wir vergegenwärtigen uns schwer, wie die Tausende untergebracht wurden. Vergegenwärtigen uns auch schwer das Getöse dieser unter dem Befehl keiner Obrigkeit stehenden, nur um Sold dienenden, durch wilde kriegerische Erinnerungen wie Erwartungen gleich stark erregten Mannschaft, die sich hier hinter den Stadtmauern zusammendrängte. Was ihr Ungestüm ausrichten konnte, zeigte der peinliche Vorfall am 19. Dezember, da bei der Abfahrt zweier mit Söldnern schwer beladener Kähne an der Schifflände eines dieser Fahrzeuge brach und zahlreiche Männer im Rhein untergingen. Aber mitten in die Reihen der trotz aller Kälte neugierig auf den Gassen stehenden und zuschauenden Basler führt uns Knebel mit seinen Bemerkungen, daß die Solothurner Mannschaft lauter junges und kriegsuntüchtiges Volk gewesen seien, daß er aber die Zürcher und die Appenzeller als die Stattlichsten habe rühmen hören, und von völlig bildlicher Anschaulichkeit ist die Erwähnung, wie am Tage nach Weihnachten fünf Panner zwischen den verschneiten Städten über die Rheinbrücke ziehen.

Jetzt begann der Abmarsch, Lothringen und dem belagerten Nancy zu. In einzelnen Heerhaufen. Voran Herzog Renat, der in Blotzheim Quartier genommen hatte. Am 24. Dezember, einem furchtbar kalten Tage, marschierten die Berner Luzerner Solothurner, am 26. die Zürcher, die Waldstädte usw. Gleichen Tags zogen zum andern Tor die von Basel Ausgehobenen aus der Landschaft herein, und am 27. rückte das Basler Kontingent selbst aus, fünfhundert Mann zählend, unter dem Kommando

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/120&oldid=- (Version vom 14.8.2016)