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Reiterei, die den Verbündeten in der Schlacht zur Verfügung stand, waren allerdings dem eine Umgehung versuchenden linken Flügel der Burgunder tapfer entgegengetreten; doch war es hiebei nicht zum Kampfe gekommen. Das Rühmlichste geschah wohl bei der Verfolgung des Feindes, der in vereinzelten Gefechten sich wiederholt und heftig zur Wehre setzte; hier holten die Basler ihre Wunden, gewannen ihre schönen Beutestücke wie das Banner von Avignon usw.; hier verdienten Arnold von Rotberg und Hans Schlierbach die Ritterwürde. So mochte sich Mancher dieses Sieges als eines auch durch ihn selbst erstrittenen Glückes freuen, und jedenfalls allgemein war das Frohlocken der befriedigten Rache. „Alle waren gegen uns, Papst und Kaiser und Fürsten; aber unser Widersacher wird noch vollends in die Grube steigen, die er sich gegraben hat“, jubelte Knebel. Daneben das fröhliche Geräusch der Bundestruppen, die jetzt wieder durch Basel nach Hause zogen. Und vor Allem die Überraschung und Wonne einer ganz unermeßlichen Beute.

Der wundergleiche Glanz des burgundischen Hofes war seit langem ein Gegenstand des Staunens von ganz Abendland gewesen. Noch vor Kurzem hatte die von Herzog Karl zu Trier entfaltete Pracht auch in Basel die lauteste Bewunderung, die Phantasie und den Neid Vieler erregt. Jetzt lag dieser ganze Reichtum in dem verlassenen burgundischen Lager ausgebreitet, und Jeder konnte greifen was er wollte.

Untrennbar gehört diese Beute zum Bilde des Ereignisses Grandson. Schon Commines würdigt dies und redet von dem Kontrast burgundischen Reichtums und schweizerischer Armut. In den Siegern selbst lebte dasselbe Gefühl. Nur Basel nahm hier eine besondere Stellung ein; seine Lebensart war luxuriöser als die aller Schweizer Städte; es besaß von vorneherein mehr Möglichkeiten und Formen als jene, um diese fremdartige, plötzlich sich bietende Fülle aufzunehmen.

Die Größe Herrlichkeit und Mannigfaltigkeit der Beute von Grandson treten uns aus den Basler Röteln und Verhörprotokollen fast berauschend entgegen. Da ist von Kriegsgerät die Rede, namentlich von großen Geschützen und prachtvollen, mit Gold oder bunten Figuren bemalten und bestickten Fahnen; die Gewebe zeigen sich uns, die Seidentücher und die weichen schönen Sammete; vor Allem aber in strahlender Schaustellung die Edelschmiedarbeiten, Tafelgeräte, Zierden, prunkvoll gefaßte Reliquien, Kleinodien aller Art.

Dieses kostbare funkelnde verführerische Wesen beschäftigt von da an Basel Monate lang, wie es weithin alles Land beschäftigt. Jeder hat

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/114&oldid=- (Version vom 8.8.2016)