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Rüstungen, Verständigung mit den Eidgenossen, Hilfsgesuche an den Kaiser und die Reichsstände. Dem Kaiser wurde die Sache durch eine Gesandtschaft vorgetragen, der Heinrich Iselin von Basel angehörte; aber Friedrich wich aus, gab unbestimmte Antwort. Auch Fürsten und Städte zeigten sich ablehnend.

Es währte nicht lange, bis dieses Schweigen verständlich wurde. Man erfuhr die ganze Wahrheit; man hörte von dem definitiven Frieden Karls mit dem Kaiser, der am 17. November im Lager vor Nancy war geschlossen worden, und erhielt bestimmte Kunde von den Abmachungen zwischen König Ludwig und Karl. Der eine Vertrag wie der andere war eine Treulosigkeit. In beiden wurden die Niedere Vereinigung und die Eidgenossen preisgegeben, dem Burgunder geopfert.

Daß solches geschehen konnte, gab nicht allein den Politikern zu denken, sondern mußte rein menschlich aufs tiefste ergreifen. Und wenn etwa Der oder Jener seinem Zorn über die erneute Niederträchtigkeit der Majestät durch heftige Reden Genüge tat oder durch Anheften eines Pamphlets wider Friedrich, so standen die Führer und die Gemeinwesen unter einer andern höhern Wirkung des Ereignisses. Jetzt reiften sie rasch zu einer Großheit des Handelns, die ihnen bisher gefehlt hatte.

Die Vereinigung war entschlossen, den Krieg bis auf den letzten Mann zu führen. Bei Einbruch des Feindes über die Landesgrenze sollten alle Mühlen zerstört, alle Dörfer verbrannt, die Bauern in die festen Plätze gezogen werden. Straßburg brachte schon jetzt die größten Opfer, um sich verteidigungsfähig zu machen, indem es alle vor seinen Mauern stehenden Gebäude niederlegte. Aus der Gewißheit, allein dazustehen, erwuchs eine gesteigerte Kraft. Zugleich aber, der Schändlichkeit der Höchsten gegenüber, zeigte sich hier, was Bundestreue war, sowohl bei Herzog Sigmund, der die Zumutungen Friedrichs, als bei Bern, das die Lockungen Karls ablehnte.

Kein Mensch in Basel zweifelte daran, daß Karl binnem Kurzem am Oberrhein stehen werde. Man wußte, wie sehr er gegen Basel erbittert war. Aber man war zum Widerstand entschlossen und traf seine Anstalten. Des heroischen Mittels freilich, das Straßburg anwendete, bedurfte Basel nicht. Es konnte seine Außenquartiere stehen lassen im Vertrauen auf die Eidgenossen. „Nach eurer Gutwilligkeit, uns je und je erzeigt, haben wir Herz und Zuflucht zu euch“, schrieb es ihnen. Sein Bürgermeister Bärenfels fand sich zu Luzern auf der Tagsatzung ein und wiederholte das Hilfsbegehren, legte die Wichtigkeit Basels auch für die obern Lande dar.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/110&oldid=- (Version vom 8.8.2016)