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Einnahme von Fallon. Aber Zwietracht Streit und Meuterei schändeten auch diese letzten Wochen des Feldzugs. Am 24. August kehrten die Basler heim.

So brachte auch dieser Feldzug keinen dauernden Erfolg. Die Verbündeten waren keinem Heere des Feindes begegnet; sie hatten nur die burgundischen Barone um eine Anzahl Schlösser gebracht. Wie wenig damit ausgerichtet war, zeigte sich sofort. Die Unsicherheit an der Grenze war nach dem Kriege dieselbe wie vor ihm, und schon am 1. September mußte die Niedere Vereinigung eine Verstärkung der Mömpelgarder Garnison beraten. Zugleich aber hatte sie Vorkehrungen zu treffen wider eine drohende Invasion Burgunds. Ganz in der Nähe, bei Vesoul, stand der Halbbruder Karls mit einem Heere von fünfzehntausend Mann, und jeden Tag war sein Hereinbrechen zu erwarten.


Die Stellung Basels in der Niedern Vereinigung richtig zu beurteilen, ist nicht leicht. Straßburg an sich war ja mächtiger, gebot über reichere Mittel, mochte politisch reifer und überlegener sein. Basel hatte den Vorteil, unmittelbar an den zunächst Föderierten, Österreich, zu grenzen, und den noch größern Vorteil, die Vorlande mit der Eidgenossenschaft zu verbinden. Nicht nur geographisch. Besser als irgend ein anderes Glied der Liga war Basel bekannt mit den Verhältnissen, den Persönlichkeiten, den Anschauungen und der Art des Handelns der Eidgenossen. Wie Basel im Frühjahr 1474 das Bündnis der Niedern Vereinigung mit den Eidgenossen angeregt hatte, so war es seitdem der Träger und Vermittler der Beziehungen zwischen Obern und Niedern. Zum größten Nutzen der Vereinigung selbst. So wenig Sympathien bestanden, so unentbehrlich war doch in diesen Jahren den Bundesgenossen am Rheine die derbe und unerschöpfliche Kraft der Oberländer, und so willkommen diesen wieder Basel als Vertreter der Liga. In den Frühjahr- und Sommermonaten 1475, während deren vor Neuß und bei König Ludwig die großen Veränderungen sich vorbereiteten, folgen wir dem unermüdlichen Reisen der Basler Bürgermeister und Ratsherren nach Bern, nach Luzern, nach Zürich, nach Innsbruck und Ensisheim, nach Straßburg, und werden dabei inne, wie wichtig diese in allen Ratssälen und Kabinetten heimischen Männer für die Koalition waren. Außerdem aber war Basel der schicklichste Ort, wo die Obern und die Niedern sich fanden. Zahlreich daher sind hier in diesen Monaten die Zusammenkünfte solcher Art; jeder Tag ein Vorgang, dessen Lebendigkeit wir nur zu ahnen vermögen.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/107&oldid=- (Version vom 8.8.2016)