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Rat gegen Konsequenzen, die man aus seiner Willfähigkeit zu ziehen Miene machte; er habe den Zug vor Neuß geleistet „in Hoffnung, gnad zu erwerben, und nit us schulden“. Überhaupt aber konnte Basel nicht für sich allein handeln, sondern nur gemeinsam mit der Niedern Vereinigung.

Hier hatte man verschiedenes versucht, um die Teilnahme abzulehnen; die wiederholten Mahnungen des Kaisers aber, dabei auch seine Erklärung, daß weiteres Weigern der Vereinigung ihren Ausschluß aus einem allfälligen Frieden des Reiches mit Karl bewirken könnte, brachen ihren Widerstand. Am 19. März 1475 beschloß sie, dem Aufgebot zu folgen.

Schon im Februar hatten die Vorbereitungen Basels für den „kaiserlichen Zug“ begonnen. Der Rat kaufte Mehl Butter Fleisch Wein usw., er ließ in Straßburg Tuch kaufen, um die Mannschaft einheitlich rot und blau zu kleiden; daneben wurde die Werbung betrieben, mit Sorgfalt und in der Absicht, nur Leute zu schicken, mit denen man bei Kaiser und Fürsten Ehre einlegen konnte. Meinrad Schütz von Waldhut, ein Berufssoldat, war vom Rate für dieses Werbgeschäft gedungen. Endlich am 11. April, unter dem Kommando Veltins von Neuenstein, dem Hans Stoßkorb als Venner und Proviantmeister beigegeben war, fuhr die Truppe in drei großen Schiffen den Rhein hinab, dem Kaiser zu; sie zählte zweihundertdreißig Mann, die mit Büchsen Armbrüsten und Spießen gerüstet waren.

Seit den Husitenzügen war dies die erste kriegerische Expedition Basels in die Ferne und im Verbande der Reichsarmee. Ein Dienst großer Art war zu erwarten, unter den Augen des Kaisers, an der Seite zahlreicher Kontingente von Fürsten und Städten, dem gewaltigen Burgunderherzog persönlich gegenüber. Wie ganz anders lockte dies als ein Zug hinüber an den Doubs oder der schwere einsame Grenzwachtdienst in Belfort und Héricourt! Nicht zu verwundern daher, daß die Edeln Basels und die ritterlichen Kaufmannssöhne sich zu diesem Zuge drängten; Hans von Bärenfels, Arnold von Rotberg, Jakob Reich, dann Konrad von Laufen, Lienhart Iselin, Hans zum Gold, Michel Meyer u. A. wollten mit dabei sein.

Aber nichts von dem Erwarteten geschah. Wie die ganze Neußer Sache Großes und Heldenhaftes nur auf Seite der Belagerten zeigt und zumal die Kriegführung des Kaisers eine merkwürdig plan- und haltlose war, — so daß die spottlustigen Basler sofort einen Witz über dieses Reichsheer ohne Führer bereit hatten —, so ist auch von den Basler Söldnern nichts gemeldet, das sie auszeichnet. Daß sie zu kämpfen verstanden, ließen sie nicht die Feinde, sondern die Verbündeten spüren, bei einem Straßenkrawall, der gleich zu Beginn des Feldzuges in Köln

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/101&oldid=- (Version vom 24.7.2016)