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Vorerst erweist sich der Burghügel als der Ort der Domgeistlichkeit und der Ministerialität.

Am untersten Birsiglaufe sodann liegt der Kern der Altstadt. Die Namen von Straßen und Häusern, sowie zahlreiche Urkunden zeigen, daß hier in ältester Zeit die Handels- und Gewerbsleute saßen und neben ihnen auch die frühesten Handwerker, während später hier und an dem gegen St. Peter sich hinaufziehenden Berghang vorzugsweise die reichen Geschlechter und Ratsfamilien, die Kaufleute und die Krämer ihren Sitz hatten.

Ein neuer Stadtteil hat seine Hauptstraße in der Gerbergasse. Hier, wie auch an der Hutgasse, begegnet uns eine handwerkliche Bevölkerung. Die Richtung dieser Straßen, ferner die Gleichheit im Maß ihrer Hofstätten — welche Gleichheit in der Fischmarktgegend sich nicht findet, — weist auf künstliche planmäßige Anlage. Hier sind die Handwerkerquartiere, die im zwölften Jahrhundert geschaffen wurden.

Der dritte Bezirk ist die Freiestraße. Seine Bewohner sind vorwiegend Handelsleute und Patrizier. Aber es sind Geschlechter einer spätern Schicht. Es finden sich auch Reste gleichmäßiger Aufteilung des Bodens. Der Umstand endlich, daß tief hinab die Straße noch lange nicht Freiestraße genannt wird, sondern den auf Mangel von Bebauung weisenden Namen „an den Schwellen“ (Schwellung des Gewerbswassers Birsig) trägt, führt gleichfalls dazu, die Besiedelung wenigstens der obern Teile dieser Straße nicht als eine frühe anzusehen.


Der Zustand des um die Stadt sich ziehenden Geländes in alter Zeit wurde geschildert. Ein großer Teil jener Wildnis war seitdem urbar gemacht worden. Vor allem bei St. Leonhard, wo an der Stelle des alten Waldes sich nun ein vielzerteiltes Reben- und Gartengebiet hinzog; aber der Name dieser Gegend „zu Kohlenhäusern“ deutet auf den alten Zustand und die Art seiner Beseitigung. Auch bei St. Alban war der Wald, den Bischof Burchard dem Kloster geschenkt hatte, zum Teil schon gerodet worden. Offene Wiesenflächen dehnten sich, durch die der blanke Wasserstreifen des Teiches ging. Und den Fortgang solcher Lichtungsarbeit bezeugt 1258 der Name des novator von St. Alban, des Roders, genannt Bischof. Aber noch immer stand Wald in Menge; noch in der zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts bedeckte er einen großen Teil der Gegend zwischen der Birs, der St. Albanvorstadt und der vom Eschemertor nach St. Jakob führenden Straße. Er hieß Hard, hardaicum, und war in Parzellen geteilt, die das Kloster gegen Zins auslieh. Aber dieser

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/72&oldid=- (Version vom 1.8.2018)