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Der Friede hielt aber seinen Einzug in ein erschöpftes und beinahe vernichtetes Land. Vor allen Andern mußte dies der Adel fühlen, dessen Herrschaften tief darnieder lagen. Und was hatte er mit diesem Ruin seines eigenen Gutes erkauft? Was war der Lohn seines Kampfes? Daß die verhaßte Stadt in der Hauptsache gesiegt hatte. Alles was die Edeln, solange sie die Aemter innegehabt, an Einrichtungen zum Schaden der Städter geschaffen hatten, war jetzt durch den Herzog wieder preisgegeben worden; er hatte sie ihrer Pfandschaften entsetzt und wollte selbst wieder Herr sein; auf Jahre hinaus und um schweres Geld hatte er sich zum Schuldner Basels gemacht. Das bittere Gefühl, das damals oft genug den Edelmann gegenüber dem Landesherrn erfüllte, mußte auch in diesen Sundgauer Herren sich regen; am mächtigsten quoll es auf in Hans von Rechberg, dem samt seinen Gefährten Herzog Albrecht, nachdem er die Früchte ihres Tuns geerntet, für dieses Tun keinerlei Dank abstattete und nur Strafe gab dafür, was Uebergriff und Frevel gewesen war; er ließ sie zu Freiburg ins Gefängnis werfen.

Einzelheiten zeigen deutlich die Wirkung des Krieges. Das Kloster Blotzheim war so verarmt, daß es aus eigener Kraft nicht mehr weiterleben konnte und mit Lützel uniert wurde. Aber auch dieses Lützel war aufs schwerste geschädigt, und der Papst mußte ihm durch Inkorporation noch andrer Kirchen helfen. Auch Gotteshäuser Basels, deren meiste Einkünfte im Sundgau lagen, litten schwer; St. Leonhard namentlich war in dieser Zeit völlig ruiniert. Die Basler Chronisten reden wiederholt von diesen Zuständen. Keine Gülten gingen ein, das Land war arm, die Bauern konnten nicht zahlen. An Baarschaft herrschte unerhörter Mangel. Der schönste Herbst verfaulte an den Stöcken, weil die Fässer fehlten.

Dem öden und entkräfteten Lande hinterließ aber der Krieg auch wilde Sitten, Zuchtlosigkeit, eine Menge Volkes, das nur im Kampfe Beschäftigung gefunden hatte. Schon im Winter 1446/47 hatten sich die Städte mit diesem Uebel zu beschäftigen; allenthalben klagte man über die freigewordenen Söldner, die beiderseits des Rheins die Straßen unsicher machten. Dasselbe Symptom trat jetzt wieder auf, in dem allenthalben streifenden Raubgesindel so gut wie in vereinzelten Abenteurern und Gewalttätern, die sich in der Schule des Krieges gebildet hatten. Zeugnisse solcher Verwilderung sind die widrigen Händel, die den Baslern mit Ottman Lüdi, Heini Brombach, Adam von Ansoltzheim u. A. erwuchsen und zum Teil Jahre lang dauerten. Wenn der Rat 1450 zwei heimliche Diener anstellte mit dem Auftrag, die Feinde der Stadt unschädlich

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 602. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/621&oldid=- (Version vom 1.8.2018)