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ist derselbe Haß, mit dem nun die Stadt den Adel ausstößt. Das Verfahren gegen die städtischen Adelshöfe freilich hat hiemit nichts zu tun; Heinrich von Ramstein und der Tiersteiner Graf beschweren sich mit Unrecht über Gewalttat der Stadt; es sind die Kreditoren, die zur Deckung ihrer Forderungen die Höfe an sich ziehen, unter Wahrung aller Formen des Rechts. Aber mit den Herren selbst verfährt man, wenn es angeht, unbarmherzig: Hans von Ramstein hat noch am 18. April 1445 der Stadt den Kriegseid geschworen, dann aber diesen Eid gebrochen; er steht schon im Juli auf der Liste der Verbannten, und als man später seiner habhaft wird, ertränkt man ihn im Rheine. Spione werden enthauptet, Brandstifter verbrannt. Gefangene gemartert. Es ist die Antwort auf die rohe Grausamkeit der Herren, die einen armen Mann vor den Augen seiner Frau umbringen, die dem Klaus Stresser beide Hände abhauen und diese seiner Frau in ein Körblein legen, um sie den Baslern zu bringen. Die Geschichte des Basler Nachrichters Hans, der im Kerker des Schlosses Pfirt zu Tode gemartert wird und dem seine Herren von Basel nicht helfen wollen, durch seine Witwe mit ergreifenden Tönen erzählt, zeigt uns die furchtbare Rauheit dieser Zeit und nur ein Einzelschicksal von vielen.

Aus der Menge der Gestalten, die diese Jahre uns vorführen, hebt sich eine Gruppe deutlich ab: die Eidgenossen. Es sind Berner und Solothurner, die gemäß dem Bunde schon im Herbst 1444 Basel zu Hilfe kommen; andre Zuzüge folgen im Juli bis Oktober 1445. Dieser Bundesgenossenschaft zu Folge zeichnen sich nun auch die Basler bei ihren Auszügen mit einem weißen Kreuze. Und unverkennbar ist, wie die „Obern“, die „Oberländer“ neue Anschauungen und ein neues Tempo bringen. Nicht indem sie, als echte Bauern, sich im Juli bei Basel und vor Rheinfelden des Kornschneidens annehmen. Sondern indem sie die kriegerischen Eigenschaften der Unbarmherzigkeit, des zu Allem Entschlossenseins zeigen. Vor Rheinfelden sind sie es vor Allen, die den Tod der Belagerten verlangen; sie verbrennen Schwörstadt und wollen Beuggen erstürmen; beim Breisgauer Zug ist Heinrich Schlosser von Bern der Erfahrenste und trägt das Banner; vor Säckingen macht ihre Eigenwilligkeit das ganze Unternehmen zu nichte. Wie zügellos die Scharen aus dem Saanen- und Simmental waren, sah man im Rheinfelder Schloß bei der Durchstöberung der Beute und erfuhr Basel wiederholt, als Jene in die Priestergärten und Reben liefen, stahlen was ihnen vor die Hände kam, die Höfe des Götz Heinrich von Eptingen, des Abtes von St. Blasien, der Frau von Landenberg, des Grafen von Tierstein u. A. aufbrachen und beraubten.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 589. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/608&oldid=- (Version vom 1.8.2018)