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wieder zu dem Ihren zu kehren gedachten, nur gegen Erlegung einer Buße für ihr Fliehen wieder aufnehmen wollte, empfand dies Basel als Verletzung seines alten Rechtes und erhob Klage vor dem Schiedsgericht.

Aber nicht nur Bauern fanden Schirm in Basel. Auch Andre, die der Krieg verscheuchte, flohen hinter diese Mauern. So die Nonnen von Schönensteinbach; sie hatten sich vor den Armagnaken zuerst nach Neuenburg geflüchtet, dort aber nicht Platz gefunden; so waren sie mit Beichtvater und Gesinde nach Basel gekommen und lebten hier geistlich eingeschlossen in einem Hause. Sie verließen die Stadt wieder am Maitag 1446.

Sodann die Kriegführung selbst, die Art des Krieges und seine Wirkung. Wir vermissen vor allem Stetigkeit und Plan; auf beiden Seiten fehlt die einheitliche Leitung. Trotz den gewaltigen Anstrengungen der Stadt, trotz der großen Zahl der Feinde ist das Ganze merkwürdig zersplittert und im Einzelnen kleinlich. Es ist ein Krieg mehr der List, als der entschlossenen, kühn vordringenden Kraft. Man weicht sich aus. Man geht nicht hin, den Feind zu bestehen und zu besiegen. Man sucht nicht ihn, sondern sein Land, seine armen Leute, deren Hab und Gut. Ihn ökonomisch schädigen, Beute machen, sich verproviantieren, das ist die Absicht.

Mit Genauigkeit buchen die Chronisten das Erträgnis jeden Zuges, die Korn- und Weinkarren, die Viehheerden, den Hausrat und Plunder. Die Weiher der Adelsschlösser werden ausgefischt. Mit Heeresmacht führen die Basler dreihundert Wagen nach Wyhlen und beladen sie dort mit Wein. „Rosse, Kühe und Bauern“ werden gefangen.

An das Ausplündern schließt sich das Vernichten. Vor allem an Mühlen und Trotten machen sich die Brenner; aber auch Dorf nach Dorf, Hof um Hof geht in Flammen unter. Das eine oder andre will sich durch Zahlung des Brandschatzes retten; aber mit Bitterkeit werfen die Mörsberger den Baslern vor, daß sie hiebei untreu gehandelt, die Brandschatzung in die eine Hand genommen und mit der andern Feuer eingelegt haben. Auch Kirchen samt dem Sakrament gehen in dieser Vertilgung ganzer Ortschaften zu Grunde, so in Schlierbach, in Hundsbach. Der ehrwürdige Bau von Otmarsheim bleibt neben den Trümmern des Klosters stehen; aber wenn die Aebtistin Wahrheit redet, so haben ihn die Basler geschändet, den Opferstock beraubt, die Edelsteine des Muttergottesbildes genommen, dem heil. Quirin seine Wage zerbrochen.

Der wilde Haß ergeht sich in den gröblichsten Schimpfworten, läßt Formen und Recht des Krieges vergessen. Die Edeln beginnen die Feindseligkeiten vor der Absage, sie brechen wiederholt das gegebene Wort. Es

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 588. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/607&oldid=- (Version vom 1.8.2018)