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nicht starker Nebel gekommen, die Basler würden bis hinauf nach St. Blasien gedrungen sein. Sie verbrannten fünf Dörfer und viele Schweighöfe, brachten ganze Heerden von Kühen, Schweinen, Schafen usw. als Beute nach Hause.

Dementgegen der Verlust Pfäffingens am 18. Februar: ein doppelt empfindlicher und nach allem Geschehenen beschämender Schlag für Basel, weil das Schloß nur durch die Nachlässigkeit des Vogtes Sürlin an den gewandten Peter von Mörsberg verloren ging, und weil die wiederholten Versuche Basels, es wieder einzunehmen, elend mißrieten.

Seit dem 16. Mai waren in Konstanz, auf Betreiben des Kardinals von Arles und unter dem Vorsitze des Pfalzgrafen Ludwig, die Fürsten, Räte und Städteboten versammelt, die Oesterreich mit den Eidgenossen und mit Basel versöhnen wollten; Basel war durch Andreas Ospernell vertreten. Am 9. Juni kam endlich der Friede zu Stande: die Parteien verpflichteten sich, den Austrag ihrer Streitigkeiten an gerichtlichen Spruch zu setzen; zwischen Oesterreich und Basel sollte dieser Gerichtshof aus zwei Vertretern jeder Seite und Bischof Friedrich als Obmann bestehen.

Dies war der Konstanzer Friede. Am gleichen Tage noch hatte Basel in Otmarsheim stürmen, niederstechen und brennen lassen. Als Tags darauf die Botschaft von Konstanz kam, läutete man in Basel Freude mit allen Glocken, zündete Freudenfeuer auf den Plätzen an. Laut und feierlich ließ der Rat am Markte verkünden, daß am kommenden Sonntag, dem Tag der heiligen Dreifaltigkeit, mit dem Aufgang der Sonne Friede eintreten, alle Feindschaft geschlichtet und gesühnt sein solle.


Den Behörden Basels erwuchs nun das schwere Geschäft, das ganze öffentliche Wesen aus dem Zustand der Kriegsjahre wieder hinüber zu leiten zu normalen Verhältnissen.

Das Allernächste hiebei war, daß der Rat die Mehrzahl der Söldner entließ und die für ihren Unterhalt eingeführte Steuer wieder aufhob. Im Weitern folgte die Wegschaffung der Flüchtlinge. Man gab ihnen die Frist einiger Tage, um die Stadt zu verlassen. Das waren die Landleute, die nun ihre Heimat aufsuchen sollten und sie von der Wut dieses Krieges verwüstet fanden; so viele Dörfer niedergebrannt und, wo sie noch standen, die Ställe, Scheunen und Keller aufgebrochen und ausgeleert; überall die Kulturen vernichtet; und es war der Krieg ihrer eigenen Herren mit derselben Stadt gewesen, deren Mauern sie bis heute geborgen hatten.

Das Ueberwinden dieser Gegensätze überhaupt, durch das Friedensdokument nur gefordert nicht geleistet, mußte als das Allerschwerste erscheinen.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 586. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/605&oldid=- (Version vom 1.8.2018)