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müsse eine Aenderung eintreten, zur allgemeinen machte. Schon beim Säckinger Zuge, den gewalttätigen und rücksichtslosen Eidgenossen gegenüber, hatte man merken können, daß in schweren Augenblicken die Kraft der Persönlichkeiten nicht ausreichte, denen sich Basel im letzten Frühjahr anvertraut hatte. Das durch Mangel an Disziplin herbeigeführte Unglück vom 27. Oktober tat das Uebrige. „Das gemeine Volk erkannte, daß die Edeln geschickter und weiser waren denn sie,“ sagt Beinheim; am 4. November nahmen die Stubenherren ihre Sitze im Rate wieder ein.

Mit diesem Abschluß der Periode extremer Volksherrschaft fielen bezeichnender Weise Bemühungen für den Frieden zusammen.

Man war des Krieges müde, aber wie es scheint auch der Alliierten. Der Rat suchte den Bischof zu einem Bündnis gegen Oesterreich zu bewegen; kam dieser Plan zu Stande, so war Basel stark genug, ohne die oft lästigen Eidgenossen weiter zu kämpfen. Bischof Friedrich lehnte jedoch ab, und nun wendete sich der Rat um so eifriger dem Friedensgeschäfte zu. Er nahm an den Konferenzen teil, die seit dem August in Konstanz stattfanden. Gerade hierin aber traten ihm nun wieder die Eidgenossen entgegen. In dürren Worten schrieben Bern wie Solothurn, es sei keineswegs ihre Meinung, daß Basel mit der Herrschaft Frieden machen und sich aus dem Kriege „schleifen“ dürfe. Sie beriefen sich auf ihren Bund. Gesandte gingen hin und her; zuletzt am 6. Februar 1446 mußte Basel die förmliche Zusage geben, daß es im Kriege gegen Oesterreich beharren wolle.

Während dieser Verhandlungen blieben die Feindseligkeiten nicht stehen. „Wir gewannen einen unmüßigen Winter mit unsern Feinden“, erzählt Brüglinger. „Was zu Neuenburg, zu Altkirch, zu Pfirt, zu Säckingen und weitherum war, das rannte täglich vor unsere Thore. Wer ihnen werden mochte, den fiengen oder erstachen sie. Desgleichen taten wir ihnen auch.“ Eine Darstellung hievon geben wir nicht. Sie würde nichts sein als monotones Aufzählen der Beutezüge, Brandschatzungen und Zerstörungen, der Scharmützel und Ueberfälle, die sich wechselseitig als Schlag und Gegenschlag, Herausforderung und Antwort ablösten und vom Dezember bis zum Mai Stadt und Land in Unruhe hielten.

Erwähnung verdient höchstens der Zug ins Wehratal am 18. Mai 1446. Während zu Konstanz über den Frieden verhandelt wurde, zogen die Basler, mit Mannschaften der Aemter Liestal und Waldenburg und verstärkt durch Zuzüger aus Rheinfelden, gegen die am Ausgang des Tales gebaute Letze, brachen sie, jagten die Besatzung das Tal hinauf und erschlugen, so viel sie erreichen konnten. Pardon ward nicht gegeben. Wäre

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 585. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/604&oldid=- (Version vom 1.8.2018)