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der Armagnaken. Am 2. April hatte er Basel seinen Absagebrief geschickt; am 20. früh morgens ritt der Bürgermeister Hans Rot, nur von den Reisigen gefolgt, hinaus vor Pfäffingen. Der Graf war abwesend, was man in Basel jedenfalls erfahren hatte; seine Frau Gertrud gebot im Schlosse. Sie verweigerte die von Rot verlangte Uebergabe, worauf ihr dieser den Fehdebrief, den er vorsorglich mitgebracht, ins Schloß warf. Zugleich sandte er Eilboten nach Basel, Mannschaft und Belagerungsgeschütz herbeizuholen. Noch zögerte die Gräfin, obwohl ihre Diener einer um den andern sich heimlich flüchteten. Da kamen Bischof Friedrich und der Ramsteiner von ihren nahen Schlössern herbeigeritten und wurden eingelassen. Sie redeten mit der geängstigten Frau und bestimmten sie leicht zur Uebergabe; es gelang ihnen aber auch bei den Baslern solche Bedingungen für die Gräfin zu erwirken, als ob sie das Schloß sofort nach der ersten Aufforderung übergeben hätte. Mit den beiden Söhnlein Oswald und Wilhelm verließ Gräfin Gertrud das stolze Haus; sie nahm ihre wenigen Kostbarkeiten und Angehörden mit, ein paar gewirkte Tücher, ein Seidenkissen, einen silbernen Löffel, einige deutsche Bücher. Sie ließ sich zum Freiherrn Rudolf auf sein Roß heben und ritt in Haß und Weh mit ihm hinweg. Die Basler nahmen Pfäffingen in Besitz, legten eine Besatzung unter den Befehlen des Dietrich Sürlin hinein. Und am Tage darauf nahmen die Solothurner dem Grafen auch sein Schloß Tierstein. „Also ward er entsetzt sins guots und besitzung in dem land.“

Was Basel, außer dieser Einnahme Pfäffingens, in den ersten Monaten des Krieges vollbrachte, war von kleinem Belang: die Einnahme des Schlosses Blotzheim, dem Götz Heinrich von Eptingen gehörend, am 13. April; die Niederbrennung des Dorfes und der zwei Weiherhäuser Konrads von Eptingen zu Waltikofen am 20. Mai. Den Mörsberger Brüdern, Basels gefährlichsten und gehaßtesten Feinden, hatte die Stadt am 2. Mai abgesagt; am Tage darauf schickte sie einen starken Kriegszug hinaus nach Oltingen und Alt Pfirt, ließ Beute machen und das Schloß besetzen. Dem Hans Münch zu Schaden brannte sie am 4. Juni in Otmarsheim; und zu Beginn des Mai hatte sie den Plan, die Farnsburg zu erobern, und bot Bern zu diesem Unternehmen auf.

Nicht nur die Basler zogen sengend und plündernd durch das Land. Am 20. März hatten die Eidgenossen dem Mörsberger das Schloß Plütschhausen zerstört; während Basel über Otmarsheim herfiel, brach Solothurn in das Pfirteramt, brannte Oltingen, Vislis, Lutter, Werenzhausen und andere Dörfer nieder. Es war ein häßliches und schändliches Kriegführen.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 579. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/598&oldid=- (Version vom 1.8.2018)